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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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258 Organisation, Führung und Personal

® Anzahl der Beurteilungskriterien

Meistens hängt es von praktischen Erwägungen ab, wie viele Beurteilungskrite­rien verwendet werden. Dabei sollte als Mindestforderung darauf geachtet wer­den, daß die Merkmalsgruppen Arbeitsergebnis und Arbeitsverhalten enthalten sind. Es gibt Beurteilungsverfahren mit ca. 20 Beurteilungskriterien, wobei an­dererseits auch fünf Kriterien durchaus ausreichend sind. Sicherlich gibt es ge­gen eine zu große Anzahl von Kriterien diverse statistische Einwände: Einerseits nimmt die statistische Signifikanz der einzelnen Kriterien und ihre Korrelation zum Beurteilungsergebnis ab, andererseits sinkt der durchschnittliche Einfluß pro Merkmal auf das Gesamtergebnis. Nicht zuletzt steigt der Beurteilungsauf­wand, ohne daß eine entsprechende Nutzensteigerung eintritt.

Gleichwohl kann eine aus methodischer Hinsicht überhöhte Anzahl von Beurtei­lungskriterien durchaus sinnvoll sein, wenn andere unternehmensspezifische Er­wägungen trotzdem dafür sprechen. In dem nachstehenden Beurteilungsbogen für leitende Mitarbeiter gibt es zum Beispiel neun Kriterien für das Führungsver­halten, obwohl doch bei vordergründiger Betrachtung ein Kriterium(Personal­führung!) hierfür aus methodischer Sicht durchaus ausreichen würde(vgl. Abb. 116).

In diesem Fall bezieht sich der Beurteilungsbogen auf die in dem betreffenden Unternehmen eingeführten Führungsleitlinien, auf deren Kernsätze sich die ein­zelnen Beurteilungskriterien zurückführen lassen. Wegen der relativ intensiven Diskussion bei der Einführung der Führungsleitlinien und ihrer vertieften Be­handlung in mehreren Weiterbildungsseminaren sind die einzelnen Kriterien durchaus unterscheidbar und insofern auch im Beurteilungsgespräch anwend­bar.

Darüber hinaus kann eine größere Anzahl von Beurteilungskriterien zu einem differenzierteren Beurteilungsbild beitragen. Dabei können Wiederholungen be­züglich der ähnlichen Ausprägung verwandter Kriterien durchaus in Kauf ge­nommen werden. Unter Umständen übernehmen derartige Redundanzen auch eine gewisse Kontrollfunktion im Hinblick auf die logische Stringenz der Beur­teilung. Andererseits ist es bei einer sehr niedrigen Anzahl von Beurteilungskrite­rien um so mehr erforderlich, Unterkriterien zu entwickeln, wobei wiederum das Problem ihrer Gewichtung pro Kriterium entsteht.