258 Organisation, Führung und Personal
® Anzahl der Beurteilungskriterien
Meistens hängt es von praktischen Erwägungen ab, wie viele Beurteilungskriterien verwendet werden. Dabei sollte als Mindestforderung darauf geachtet werden, daß die Merkmalsgruppen Arbeitsergebnis und Arbeitsverhalten enthalten sind. Es gibt Beurteilungsverfahren mit ca. 20 Beurteilungskriterien, wobei andererseits auch fünf Kriterien durchaus ausreichend sind. Sicherlich gibt es gegen eine zu große Anzahl von Kriterien diverse statistische Einwände: Einerseits nimmt die statistische Signifikanz der einzelnen Kriterien und ihre Korrelation zum Beurteilungsergebnis ab, andererseits sinkt der durchschnittliche Einfluß pro Merkmal auf das Gesamtergebnis. Nicht zuletzt steigt der Beurteilungsaufwand, ohne daß eine entsprechende Nutzensteigerung eintritt.
Gleichwohl kann eine aus methodischer Hinsicht überhöhte Anzahl von Beurteilungskriterien durchaus sinnvoll sein, wenn andere unternehmensspezifische Erwägungen trotzdem dafür sprechen. In dem nachstehenden Beurteilungsbogen für leitende Mitarbeiter gibt es zum Beispiel neun Kriterien für das Führungsverhalten, obwohl doch bei vordergründiger Betrachtung ein Kriterium(Personalführung!) hierfür aus methodischer Sicht durchaus ausreichen würde(vgl. Abb. 116).
In diesem Fall bezieht sich der Beurteilungsbogen auf die in dem betreffenden Unternehmen eingeführten Führungsleitlinien, auf deren Kernsätze sich die einzelnen Beurteilungskriterien zurückführen lassen. Wegen der relativ intensiven Diskussion bei der Einführung der Führungsleitlinien und ihrer vertieften Behandlung in mehreren Weiterbildungsseminaren sind die einzelnen Kriterien durchaus unterscheidbar und insofern auch im Beurteilungsgespräch anwendbar.
Darüber hinaus kann eine größere Anzahl von Beurteilungskriterien zu einem differenzierteren Beurteilungsbild beitragen. Dabei können Wiederholungen bezüglich der ähnlichen Ausprägung verwandter Kriterien durchaus in Kauf genommen werden. Unter Umständen übernehmen derartige Redundanzen auch eine gewisse Kontrollfunktion im Hinblick auf die logische Stringenz der Beurteilung. Andererseits ist es bei einer sehr niedrigen Anzahl von Beurteilungskriterien um so mehr erforderlich, Unterkriterien zu entwickeln, wobei wiederum das Problem ihrer Gewichtung pro Kriterium entsteht.