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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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260 Organisation, Führung und Personal

® Gewichtung von Beurteilungskriterien

Die Gewichtung der Beurteilungskriterien wird als erforderlich angesehen, um deren unterschiedliche Bedeutung für das Beurteilungsergebnis oder zum Bei­spiel für die Gesamtbeurteilung zu berücksichtigen. Wissenschaftliche Ermitt­lungsmethoden fehlen allerdings bislang. Deshalb sollte man bei besonders kom­plizierten Gewichtungsverfahren kritisch fragen, ob hier nicht durch vorgebliche mathematische Exaktheit lediglich eine vordergründige Scheinobjektivität erzielt wird. Andererseits ist nicht zu übersehen, daß die einzelnen Beurteilungsmerk­male meistens unter Beachtung der jeweiligen Anforderungen am Arbeitsplatz von unterschiedlicher Bedeutung für das Beurteilungsergebnis sind. Dies sollte der Beurteiler entsprechend berücksichtigen und im Beurteilungsformular ver­merken. Dabei ist je nach Anforderungsprofil des Arbeitsplatzes eine unter­schiedliche Gewichtung denkbar.

Sofern allerdings Leistungsprämien und-zulagen zu ermitteln sind, reicht diese Vorgehensweise nicht aus. In diesem Falle sind möglichst einfache und transpa­rente Gewichtungen erforderlich.

Grundsätzlich sollte man sich jedoch des Sachverhalts bewußt sein, daß es sich nicht um wissenschaftlich abgesicherte Verfahren handelt, die statt dessen auf einem möglichst breiten Konsens aller Beteiligten beruhen und deshalb einen hinreichenden Anspruch auf Systematik und Praktikabilität erheben können.

® Beurteilungskriterien und Art der Tätigkeit

Die Beurteilungskriterien sind grundsätzlich so auszuwählen, daß ein möglichst eindeutiger Zusammenhang zur Art der Tätigkeit herstellbar ist. Dies ist zum Beispiel dann gegeben, wenn die Beurteilungsstufen auf die Anforderungen des Arbeitsplatzes bezogen sind, die wiederum in einer Arbeitsplatz- oder Stellenbe­schreibung darstellbar sind.

Dieses Verfahren hat allerdings den Nachteil, daß bei der Systemauswertung un­ter Umständen die Ausprägung unterschiedlicher Anforderungsniveaus mitein­ander verglichen wird. Dies führt zu zweierlei Überlegungen: erstens, daß Sy­stemauswertungen in sich problematisch sind, worauf weiter unten noch einge­gangen werden soll, und zweitens, daß schematisierte Beurteilungsbogen durch individuelle Zielabsprachen auf Basis der jeweiligen Aufgabenstruktur ersetzt werden müßten.

Diese Vorgehensweise, wie sie zum Beispiel von Capol* vorgeschlagen wird, ist in erster Linie aus organisatorischer Sicht von Vorteil: Die Aufgaben- und Ziel­struktur wird in regelmäßigen Abständen neu festgelegt und der Erfüllungsgrad jährlich festgestellt. Allerdings sind auch bei diesem Verfahren Bedenken anzu­melden: Zum Beispiel erfordern Veränderungen der Aufgaben- und Zielstruktur