In vielen Arbeiten wird die Selbsteinschätzung als Indikator für das Niveau der Selbsterkenntnis einer Persönlichkeit angesehen( Tschesneskowa, 1976; Franz,1982; Stannieder, 1988). Aus Selbsteinschätzungen kann demzufolge auf die Fähigkeit der Person geschlossen werden, inwieweit eigene physische und psychische Merkmale erkannt werden. Als Problem stellt sich hier dar, ob Personen auch bereit sind, diese Selbsteinschätzungen zu entäußern. Um Kinder im schulischen Kontext zur Darstellung ihrer Selbsteinschätzungen zu veranlassen, müssen verschiedene Bedingungen günstig gestaltet sein, wie z.B. die sozialen Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler, aber auch das gesamte Unterrichtsklima( u.a.Franz, 1982; Jerusalem und Schwarzer, 1991).
Kroh( 1983) charakterisiert die Selbsteinschätzung als eine Komponente der Selbstregulation, währenddessen Thiem( 1975) den Standpunkt vertritt, die Selbsteinschätzung stellt einen wesentlichen Aspekt der Selbstkontrolle einer Person dar. Sie richtet sich auf die eigene Tätigkeit, auf das eigene Verhalten sowie den zugrundeliegenden Persönlichkeitseigenschaften. Franz postuliert in ihrem Forschungsansatz tätigkeitsorientiertes Vorgehen. Nicht allein die bewußte Reflexion bzw. Äußerung über reflektierte eigene psychische und physische Phänomene sind der Ausgangspunkt der Analyse der Selbsteinschätzung, sondern die konkrete handlungsregulatorische Wirkung( Franz, 1985). Sie vertritt den Standpunkt, daß in jegliches Handeln habituelle und aktuelle psychische Komponenten einfließen, die relativ konsistent sind, u. a. Kenntnisse und Einstellungen, die sich im jeweiligen Selbstkonzept der Person verfestigt haben. Hierbei spielt der Zeitbezug eine entscheidene Rolle, da gesammelte Erfahrungen, verfestigte und neu erworbene Kenntnisse und Einstellungen( auch Wunsch- und Idealvorstellungen) in jede Selbsteinschäzung einfließen, natürlich auch in die Subkonzepte( z. B. Fähigkeitskonzepte). Diese beeinflussen in allen Situationen die Selbstwahrnehmungen und somit den Selbsteinschätzungsprozeß in bezug auf die eigenen Voraussetzungen zur Bewältigung von
Anforderungssituationen.