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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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3. Unterrichtsgestaltung in den Klassen 5 und 6

Akzeptiert man die umrissenen Problemfelder von Kindern 5. und 6. Klas­sen, so lassen sich einige wenige Grundideen bzw. Modelle des Unter­richtens hieraus ableiten, die einen offenen Zugang zu diesen Problemfel­dern ermöglichen. Sie lassen sich beliebig differenzieren, miteinander und mit anderen, bereits verinnerlichten Modellen von Lehrern verbinden. Sie gestatten es, an den beabsichtigtenPositivwendungen zu arbeiten. Über die Brauchbarkeit der damit verbundenen Vorschläge muß natürlich jeder individuell befinden.

3.1 Fächerübergreifendes Unterrichten

e Bedeutung und Wert

Fächerübergreifendes Unterrichten ist eine Antwort auf die zunehmende Vernetzung von Problemen in der Gesellschaft und im Leben jedes einzel­nen. Ausschließlich an der Linienführung einzelner Fächer orientierter Unterricht entspricht der Komplexität der Probleme nicht mehr.

Es ist zugleich eine der am schwersten zu verwirklichenden Aufgaben, weil die deutsche Tradition des Fachunterrichts(in Ost wie in West ge­wachsen) dem stets erneut entgegensteht. Für die Kinder 5. und 6. Klassen ist fächerübergreifendes Unterrichten insofern besonders bedeutsam, als es ihnen Wege nach dem Sinn des Lernens und dem Sinn ihres eigenen Le­bens deutlicher eröffnet als Fragestellungen aus einem Fach heraus.

e Begünstigende und hemmende Bedingungen

Zwei begünstigende Bedingungen liegen einerseits in den Rahmenplänen: Sie lassen durch relativ weiträumige Stoff- und Zeitangaben genügend Raum für die Gewinnung fächerübergreifender Ansätze.

Zum anderen ist die zum Teil noch erfolgende Aufgliederung in Lernbe­reiche(z.B. LernbereichGesellschaftslehre: Politische Bildung, Ge­schichte, Erdkunde) ebenfalls dem fächerübergreifenden Unterrichten sehr förderlich. Begünstigend ist auch, wenn ein und derselbe Lehrer einen Lernbereich und noch dazu weitere Fächer unterrichtet und an der Schule insgesamt ein innovatives Klima herrscht, in dem diejenigen Kollegen mit neuen Ideen nicht ausgegrenzt, sondern angehört werden, in der Gemein­schaft Ermutigung wie Kritik erfahren und Mitstreiter gewinnen. Als wichtigste und am meisten hemmende Bedingung erweist es sich immer wieder, wenn ein Lehrer nur eine geringe Stundenzahl in einer der beiden Klassenstufen unterrichtet und zugleich bei anderen Kollegen nur ein ge­ringes Interesse an fächerübergreifendem Unterricht vorhanden ist und demzufolge auch wenig Bereitschaft, ein sinnstiftendes Thema gemeinsam anzugehen.

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