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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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wirkt auch in diesem Entwicklungsabschnitt lernanregend, aber auch die ständige Beachtung didaktischer Prinzipien wie Anschaulichkeit, Lebens­nähe, Individualisierung und Entwicklungsgemäßheit.

Selbstkonzepte- Wie Kinder sich sehen Das Nachdenken über die eigene Person nimmt bei den Heranwachsenden zu. Die Frage nach dem"Selbst" oder"Wer bin ich, wenn ich"ich" sage, nimmt einen zentralen Platz ein. Die Kinder sind auf der Suche nach der eigenen Identität. Sie denken darüber nach, wie ist man wirklich, wie man gern sein möchte, für wen hält man sich. Sie untersuchen die Beschaffen­heit des eigenen Selbst, vergleichen sich mit anderen. In diesem Zusam­menhang ist eine theoretische Klärung notwendig, denn das Selbstkonzept kann so verstanden werden: Das Kind reflektiert über die Beziehungen zu sich selbst, über die eigenen Fähigkeiten und das Verhältnis zur Umwelt, sowie über die sozialen, aber auch materiellen Voraussetzungen. Die Stel­lungnahme gegenüber der eigenen Person verändert sich, sie wird eine kri­tischere. Sie erstreckt sich auf Leistung, Verhalten und leibliches Äußeres. Es setzen Selbstverbesserungen eigener fehlerhafter Leistungen ein, zu­nächst als Grobkritik, später als Feinkritik. Asendorf und van Aken(1993) weisen durch ihre Untersuchungen nach, daß das Selbstkonzept von Kin­dern gegen Ende der Grundschulzeit deutlich bereichsspezifisch ausge­prägt ist(u.a. auch Faber 1992). Kinder in dieser Altersphase können über eigene Kompetenzen reflektieren. Sie erkennen, daß unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen sich die Relevanz der Auseinandersetzung mit sich selbst erhöht, da sich jedem Menschen Perspektiven für die eigene Entwicklung eröffnen. Ob und wie vorhandene Chancen genutzt werden, kann durch den einzelnen, aber auch durch die Gesellschaft, beeinflußt werden. In diesem Altersabschnitt treten geschlechtsspezifische Differen­zierungen hinsichtlich des Selbstkonzeptes auf. Fend(1991) stellte mit seiner Längsschnittstudie fest, daß Mädchen ein negativeres Selbstkonzept besitzen als Jungen. Sie unterschätzen ihre Fähigkeiten und trauen sich weniger zu. Mädchen sind an einem Körperidealbild orientiert, welches Untergewichtigkeit repräsentiert, wogegen Jungen am Idealbild des athleti­schen Mannes festhalten. Dieser Entwicklungsabschnitt mit seinen Verän­derungen wird von vielen krisenhaft erlebt, für den Pädagogen geben sie ein Signal.

Um den Heranwachsenden zu helfen, über sich selbst angemessen zu re­

' Das Selbstkonzept ist eine durch Erfahrungen gebildete und sich verändernde Struktur von Wahrnehmungen und Werthaltungen, die eine Person bezogen auf sich selbst hat. Es ist ein mehr oder weniger bewußt gewordenes Bild von sich selbst(nach Tausch/Tausch 1991).

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