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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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liegenden Klassenstufen gemacht haben, inwiefern sich ihre Erwartungen erfüllt haben bzw. wo es Probleme und Schwierigkeiten gab. Betritt man mit den Schülern ein unvorbereitetes Terrain, d.h. sind Schüler vor allem an reproduktive Lern- und Arbeitsweisen gewöhnt, müssen sie zunächst aus ihrer Konsumhaltung herausgeholt werden, d.h. zunächst, ihnen mehr Verantwortung für ihr Lernen zubilligen. Weiterhin hat es sich bewährt, Eltern über diese andere Form des Lernens zu informieren und das nicht nur, um Fehlinterpretationen von Freiarbeit vorzubeugen, sondern vor al­lem, um sie zur Mitwirkung zu ermutigen.

Auch im Kollegium braucht man Verbündete. Durch Partnerarbeit findet man bessere Ideen, notwendige Materialsammlungen lassen sich schneller zusammenstellen, Probleme können besprochen werden, die Grenzen der eigenen Fachsicht werden durchlässiger und der Blick wird freier für ein fächerübergreifendes Herangehen an bestimmte Lerngegenstände.

Freiarbeit- Chaos oder Strukturiertheit? Die immer wieder geäußerten Ängste von Lehrer/innen, Freiarbeit könnte ins Chaos abgleiten, das nicht mehr beherrschbar ist, werden gegen­standslos, wenn Lehrer und Schüler gemeinsam ihren Weg suchen und ei­ne Form des freien Arbeitens finden, die der jeweils besonderen Konstel­lation in der Gruppe wie auch der Lehrerpersönlichkeit selbst angemessen ist. Erfahrungen und Erkenntnisse zur Gestaltung von Freiarbeit liegen in zahlreichen Veröffentlichungen vor.

Wenn auch die Auffassungen über die zu gewährenden Freiheitsgrade sehr unterschiedlich sind, so besteht doch Einigkeit darüber, das Freiarbeit auf selbstbestimmte Arbeit und nicht auf Nichtstun ausgelegt ist.

Um jedem Schüler diesen Arbeitsfreiraum zu garantieren, bedarf es ei­nes organisatorischen Rahmens und einer inneren Ordnung. Schülerinnen und Schüler benötigen eine Struktur für die Freiarbeit, die für sie durch­schaubar ist, die ihnen besonders in den Anfängen Orientierung und Si­cherheit für den Aufbau einer eigenen inneren Ordnung vermittelt.

Der zu schaffende äußere Rahmen bezieht sich vor allem auf:

die Gestaltung eines lernanregenden Raumes mit Materialien, die frei zugänglich sind und die Kinder zur Selbstbildung auffordern sowie die Einrichtung funktionsverschiedener Zonen, die Mobilität aber auch kon­zentriertes Arbeiten, Partner-und Gruppenarbeit zulassen und Rück­zugsmöglichkeiten bieten(Anregungen sind bereits bei Montessori, Freinet und Petersen zu finden),

Ausweisung von Freiarbeitsstunden im Wochenstundenplan der Klasse (bei Wunsch nach Zusammenarbeit mehrerer Fachlehrer/innen sollten diese Stunden hintereinander geblockt werden), um situativ Freiarbeit

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