wird und eine dominierende Reaktionsalternative in der Störung des Unterrichts liegt. Jungen wollen, entwicklungspsychologisch bedingt, ihre zugenommene körperlichen Kraft unter Beweis stellen und mit ihren inszenierten Störungsbildern den Mädchen imponieren. Bei Mädchen fallen hierbei eher solche emotional bestimmten Verhaltensweisen auf, die sich im ständigen Kichern und Tuscheln zagen.
Überforderung während des Unterrichts, aber auch Unterforderung, welche Langeweile bewirken, sowie Motivationsverlust, können mit zu den Hauptverursachern gehören. Eine hohe Konfliktbelastung seitens des Schülers aber auch Erziehungs- und Unterrichtsfehler sowie gestörte Familienverhältnisse werden ebenfalls zu den Bedingungen von Unterrichtsstörungen gezählt, und somit können auch sie Ursache für das extrem auffällige bzw."störende" Verhalten sein. Gleichzeitig wird in der sachbezogenen Literatur gerade in den Klassenstufen 5 und 6 ein erhöhtes Anspruchsniveau und dessen Durchsetzung auf der Lehrerseite und das" Sichversagen" bzw. das Nicht-Erfüllen-Können auf Schülerseite als Ursachenkomplex mit angegeben. Das ist zu berücksichtigen, wenn Signale gedeutet und Botschaften von Schülern verstanden werden sollen. Dieser Verstehensprozeß, der die Unterrichtsstörung in einem anderen Licht erscheinen läßt, ist aber nur dann möglich, wenn sich die Einstellung des Lehrers, zugunsten des Verstehens einer Unterrichtsstörung verändert.
Kleinere Studien am Institut für Grundschulpädagogik in Potsdam und Fortbildungsveranstaltungen mit Grundschullehrern zum Problem der Unterrichtsstörungen haben dieses theoretische Fundament erneut bestätigt. Bei der Frage, was Lehrer unter dem Begriff"Unterrichtsstörungen" verstehen, äußern sie folgende Verhaltensweisen auf Schülerseite:
— Schüler lachen, wenn der Lehrer mit einem ernsten Lehrervortrag begınnt.
— Wenn stilles Zuhören angesagt ist, reden sie.
— Schüler kippeln mit den Stuhl, bis er krachend kippt.
— Sie wenden sich im Unterricht dem zu, der Schabernack treibt und denken nicht daran, daß Tafelbild abzuschreiben.
— Sie brechen absichtlich die Bleistiftspitze ab, um wieder zum Papierkorb gehen zu können.
Einig waren sich die befragten Lehrer darin, daß Störungen des Unterrichts vor allem durch alle Verhaltensweisen hervorgerufen werden, mit denen der Schüler sich bewußt über schulische Normen und Regeln hinwegsetzt. Das Störverhalten richtet sich eindeutig gegen den Lehrer, die Mitschüler oder gegen den Unterrichtsverlauf. Das Spektrum der definierten Unterrichtsstörungen geht vom Vorlaut-Sein bis hin zur absoluten Lernver
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