Für Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen gilt der Grundsatz: Früheste Hilfe ist die wirksamste Hilfe.
Das scheint jedoch noch zu wenig bekannt zu sein. Oftmals wird den Eltern gesagt, und einige Lehrer/innen glauben selbst daran, das Kind hätte zwei Jahre Zeit, um das Lesen und Schreiben zu erlernen. Wieviel wird aber in der Schule und in der Freizeit schon gelesen und geschrieben, wenn ein Kind die zweite Klasse besucht! Zudem erlebt es, daß die anderen Kinder gut lesen und richtig schreiben können. Es beginnt, an sich und seinen Fähigkeiten zu zweifeln, wird zum Störenfried oder zum Klassenkaspar, zieht sich in sich zurück, entwickelt Angst und Vermeidungsverhalten, wird krank.
Die Kultusministerkonferenz(KMK) ließ sich 1978 in ihrem Beschluß „Grundsätze zur Förderung von Schülern mit besonderen Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und des Rechtschreibens‘“ davon leiten, daß der Beherrschung der Schriftsprache für die sprachliche Verständigung, für den Erwerb von Wissen und Informationen, für den Zugang zum Beruf und für das Berufsleben besondere Bedeutung zukommt. Daher gehört es zu den Hauptaufgaben der Grundschule, das Lesen und Schreiben zu lehren. Es ist ihr pädagogischer Auftrag, dafür Sorge zu tragen, daß möglichst wenige Schüler gegenüber diesen Grundanforderungen versagen. Um besondere Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben zu vermeiden oder zu überwinden, ist es nötig:
— diejenigen Fertigkeiten und Fähigkeiten systematisch zu entwickeln, die Voraussetzungen für das Erlernen des Lesens und Schreibens sind;
— die Lehrgänge und den Unterricht für das Erlernen des Lesens und Rechtschreibens ständig weiter zu verbessern;
— Schüler zusätzlich zu fördern, die trotz eines fachgerechten Unterrichts besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens haben.(vgl. KMK-Grundsätze 1978)
Trotz vielfältiger Bemühungen um eine Verbesserung des Anfangsunterrichts findet sich in den Klassenstufen 5 und 6 eine große Anzahl von Schülerinnen und Schülern mit z.T. erheblichen Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben, besonders aber beim Rechtschreiben.(.., und noch zu viele Jugendliche verlassen die Schule sogar als funktionale Analphabeten). Die Schüler/innen, die auch in diesen Klassenstufen der Grundschule noch Schwierigkeiten mit der Schriftsprache haben, sind keine einheitliche Gruppe. Erscheinungsbilder und Genese der Probleme sind recht unterschiedlich. Bei einigen begannen die Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten schon früh in der Grundschule, konnten aber nicht wesentlich gebessert werden. Andere erzielten nach anfänglichen Schwierigkeiten gute Erfolge im Schriftspracherwerb, die Probleme beim Lesen und
72