Druckschrift 
Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
Entstehung
Seite
74
Einzelbild herunterladen

Diskussionen zu dieser Frage sollen im folgenden zusammengefaßt darge­stellt werden:

Schüler/innen in dieser Altersstufe, besonders aber solche mit LRS, brauchen in verstärktem Maße Verständnis und Zuwendung. Es ist falsch, Förderangebote der Schule auf die Klassenstufen 1-4 zu beschränken. Eine inhaltliche Förderung kann jedoch erst dann wirksam werden, wenn die Motivation der Schülerin/des Schülers gesichert ist. Häufig geht es zu­nächst darum, Hilfe zur Bewältigung psychischer Probleme anzubieten. Auf die Motivation kann man als Lehrer/in Einfluß nehmen, indem jedwe­de Stigmatisierung des betroffenen Kindes verhindert bzw. beseitigt wird. Als günstig erweist sich eine Zusammenarbeit zwischen den in der Klasse unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrern, bei Wechsel von Klassenleh­rer/in(häufig nach Klasse 3 oder 4) auch zur/zum ehemaligen Klassenleh­rer/in mit dem Ziel, besonders fördernde Unterrichtsmethoden aus den vorhergehenden Klassenstufen wie innere Differenzierung, Freie Arbeit, Wochenplanunterricht, Arbeit mit Karteien, der Druckerei, dem Computer oder der Schreibmaschine, die Verwendung von Kassetten zum Lesen und Diktieren und anderem differenzierenden Material weiterzuführen. Die Rechtschreibung sollte für das Kind, das gerade hier die Schwierigkeiten hat, entdramatisiert werden, ohne sie abzuwerten. Fehler, die beim Lesen oder Schreiben gemacht werden, sind als Lösungsversuche, nicht als per­sönlicher Makel anzuerkennen. Anstelle von Sanktionen sind Verstärkung und Lob, schon für die Lernbereitschaft und-anstrengung, nicht erst nach Erbringen des richtigen Lernergebnisses, wichtig.

Von großer Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit dem Elternhaus. Oftmals haben sich aufgrund der schulischen Schwierigkeiten des Kindes Beziehungs- und Erziehungsprobleme entwickelt, die einer Aufarbeitung bedürfen. Eltern sind dann dahingehend zu beeinflussen, Druck und Kon­trolle in bezug auf die Schularbeiten wegzulassen, an die Leistungsfähig­keit ihres Kindes zu glauben, ein zugewandtes, die Persönlichkeit ihres Kindes annehmendes Verhalten zu zeigen, es zu fordern, aber unter Be­achtung seiner Probleme nicht zu überfordern. Lese-rechtschreibschwache Schüler sollten Methoden zur Verbesserung der Konzentration, der Ent­spannungsfähigkeit, der Selbstreflexion und-steuerung erlernen. Alle Dinge, die Selbstvertrauen und Freude bei ihnen hervorrufen, z.B. die Hobbys, besondere Fähigkeiten, soziale Kontakte, sind in der Schule und im außerschulischen Bereich zu fördern.

Förderung der Schüler/innen mit Problemen beim Lesen und Schreiben beginnt im normalen Deutschunterricht. Nicht immer werden Prinzipien, die eigentlich zu didaktischen Selbstverständlichkeiten zählen, berück­

74