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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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cher. Auf spezifische Probleme bei der Bewertung der Fremdsprachenlei­stung sei hier nur verwiesen.

Trotz der intensiven Suche nach und der internen Anwendung von Möglichkeiten, wie Absprachen zur Leistungsbewertung mit allen in der Klasse unterrichtende Lehrkräften, erleben die Lehrer/innen: Es gibt noch keine hilfreichen und praktikablen Richtlinien zur Feststellung und Be­wertung der Schulleistungen bei besonderen Lese-Rechtschreib­schwierigkeiten.

Als Fazit der Diskussionen um die Arbeit mit lese-rechtschreibschwa­chen Kindern in den höheren Klassenstufen der Grundschule ist die Er­kenntnis zu betrachten: Langandauernde und schwerwiegende Lese­Rechtschreibschwierigkeiten sind kein isoliertes Teilversagen, das einfach durch ein reines Lese- und Rechtschreibtraining zu beheben ist. Sie erfor­dern umfassende Fördermaßnahmen, in die nicht nur die kognitiven, son­dern auch die motivationalen und affektiven Besonderheiten sowie das ge­samte Lernumfeld und alle Beteiligten mit einbezogen werden müssen.

Aufmerksamkeitsstörungen an wem liegts?

Häufig, so auch in unseren Fortbildungsseminaren, klagen Lehrer/innen über das Aufmerksamkeitsverhalten ihrer Schüler/innen. Ältere Lehrkräfte haben mitunter den Eindruck, daß die Kinder früher aufmerksamer, weni­ger vergeßlich, weniger störbar und ablenkbar gewesen wären.

Die Aufmerksamkeit ist eine psychische Funktion. Sie ist dafür verant­wortlich, daß das Wahrnehmungs- und Bewußtseinsfeld der Persönlichkeit auf einen bestimmten Gegenstand, eine Handlung oder Person gerichtet wird. Reize und Vorstellungen, die außerhalb des Aufmerksamkeitsfeldes liegen, werden weitgehend ausgeblendet. Die Begriffe Aufmerksamkeit und Konzentration werden meist synonym gebraucht. Es gibt jedoch auch Auf­fassungen, nach denen sich beide psychischen Aktivitäten zwar nicht prin­zipiell, sondern durch einen graduellen Unterschied auszeichnen. In dem Fall wird Konzentration als Steigerungsform der Aufmerksamkeit angese­hen. Konzentrationsfähigkeit bildet sich erst im Laufe der Entwicklung aus. Jüngere Kinder neigen dazu, sich von äußeren und inneren Reizen steuern zu lassen. Diese unwillkürliche Form der Konzentration wird mit den Jahren mehr und mehr abgebaut, und zwar zugunsten einer willentli­chen und zielgerichteten Aufmerksamkeitssteuerung. So können sich Kin­der im Verlaufe der Grundschulzeit zunehmend besser auf wesentliche, aufgabenrelevante Aspekte konzentrieren und ablenkende Informationen ignorieren. Eine relativ selbstgesteuerte Aufmerksamkeits- und Konzen­trationsleistung ist das Ergebnis dieses von der Ich-Entwicklung und der

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