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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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Erziehung stark abhängigen Prozesses. Daß das Aufmerken und Konzen­trieren Schülerinnen und Schülern ganz besondere Schwierigkeiten berei­tet, wird in pädagogisch-psychologischen Studien immer wieder herausge­funden.

Störungen im Aufmerksamkeitsverhalten der Schüler/innen können si­tuativ, dispositionell oder traumatisch bedingt sein. Situativ bedingte Stö­rungen der Aufmerksamkeit im Unterricht können sowohl beim Kind (negative Einstellung zum Fach, zur Lehrkraft; Uninteressiertheit; Ermü­dung; permanente Konfliktsituationen; psychische Erregungszustände und Belastungen, wie etwa häusliche Probleme) als auch bei der Lehrkraft (Einstellung zum Kind, zur eigenen Arbeit, didaktisch-methodische Fehler, monotone Stimme, falsches Unterrichtstempo, fehlender pädagogischer Takt) oder in anderen äußeren Bedingungen(große Wärme oder Kälte im Klassenzimmer, Sauerstoffmangel, Lärm, unzureichende Pausen) liegen. Unter dispositionellen Ursachen verminderter Aufmerksamkeit sind be­ständige Störungen des Aufmerksamkeitsverhaltens, die durch eine Steige­rung der Erregbarkeit des vegetativen Nervensystems zustande kommen und sich in einer größeren Störbarkeit durch Außenreize und damit Ab­lenkbarkeit bemerkbar machen, zu verstehen. Verringerte Aufmerksamkeit führt in der Regel zu einer erhöhten Ablenkbarkeit, doch sind beide Er­scheinungen nicht identisch.

Eine anlagebedingte Störung der Konzentrationsfähigkeit, in der psy­chologischen Literatur meist als Konzentrationsschwäche bezeichnet, kann bei Kindern mit frühkindlicher Hirnschädigung vorliegen. Die Abgrenzung ist aber schwierig und problematisch und kann von der Lehrerin/dem Leh­rer nicht vorgenommen werden. Traumatisch bedingte Störungen der Fä­higkeit zur Aufmerksamkeit entstehen als Folge übermäßiger physischer und psychischer Reizeinwirkung(Trauma). Dazu zählen extremer Lärm, ein Überangebot an Informationen, mangelnder Schlaf, Erkrankungen, Un­fälle usw.

Auch puberale Reifungsprozesse, wie sie sich bei Schülerinnen und Schülern 5. und 6. Klassen vollziehen, können im Zusammenhang mit der häufig beobachteten Labilität zu Veränderungen der Aufmerksamkeit füh­ren. Lehrer/innen nennen vor allem solche Symptome, wie vermehrte Un­ruhe in der Klasse, erhöhte Ablenkungsbereitschaft, Tagträumen und das Nicht-zuhören-können.

Ausgehend von den Bedingungen und Ursachen für Aufmerksamkeits­störungen wurden in der Diskussion mit den Lehrerinnen und Lehrern ei­nige pädagogische Konsequenzen zur Förderung von Aufmerksamkeit her­ausgearbeitet. Sie sollen im folgenden nur stichwortartig benannt werden:

Akzeptanz der Persönlichkeit mit ihren Bedürfnissen;

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