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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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Aspekte liegen in der Wirkung der Lehrerpersönlichkeit, im Aufgabenver­ständnis von Schule und Unterricht, in der Ausprägung fachlich­inhaltlicher, methodischer und sozialer Handlungskompetenzen im Rah­men von Handlungskonzepten für den Unterricht. Schülerseitig wirken so­ziale Erfahrungen, Strukturen und Verhaltenweisen im Unterricht auf die Lehrer-Schüler-Beziehungen ein, bestimmen das soziale Klima im Unter­richt mit und nehmen so auch Einfluß auf den Verlauf und das Ergebnis von Unterricht.

Die theoretische Erforschung der Lehrer-Schüler- Beziehungen(bzw. zum Lehrer-Schüler-Verhältnis) hat in den 70er und 80er Jahren eine Hin­wendung von einer eher aspekthaften Betrachtungsweise(z. B. unter Aspekten Lehrer, Schüler, Interaktion, Führungsstil, Kommunikation) zu einer mehr komplexeren Betrachtungsweise erfahren, die die mannigfalti­gen internen und externen Bedingungsvariablen, Beziehungsgeflechte in Schule und Unterricht differenzierter einbezieht, die auch die Dialektik wechselseitiger Einflußnahme anerkennt(Petillon 1982, 1987, 1993, Ulich 1975, Mollenhauer 1972, Nickel, H. 1983 u.a.) Auffallend ist jedoch, daß der Zusammenhang zur sozialen Reifung der Kinder und Jugendlichen in der Schule weit mehr untersucht wurde als der Zusammenhang zum Unter­richtshandeln, also im Spannungsfeld von inhaltlicher und methodischer Gestaltung und aus der Sicht von Lehrer- und Schülerhandeln. Die Breite inhaltlicher und methodischer Unterrichtsgestaltung war ebenso wie die didaktische Kompetenz der Lehrer wenig favorisiert. Auch die Untersu­chung und Beschreibung von Erziehungs- und Führungsstilen ist bislang nur wenig auf didaktische Relevanz, nämlich zumeist um den sog."Len­kungsaspekt" geprüft worden. Wesentliche Erkenntnisse liegen hier von sozilalpädagogischen und sozialpsychologischen Forschungen vor.

Aus den allerdings weitgehend im außerschulischen Kontext angesie­delten Forschungen von Lewin(1953) ist die Erkenntnis bekannt, daß das soziale Klima in Gruppen durch das Führungsverhalten des Leiters be­stimmt wird und das Führungsverhalten differenzier- und steuerbar ist. In­wieweit die von Lewin/Lippit/White typisierten Führungsstile- autoritär ­demokratisch- laissez-faire dagegen unter heutigen Rahmenbedingungen von Schule und Unterricht begründbar und vor allem praktikabel sind, ist eher fraglich. Das gilt auch für die von Tausch/Tausch weitergeführten Untersuchungen und die Kategorisierungen von autokratischen-sozialinte­grativen Verhaltensweisen. Wichtiger als die Typisierungen erscheinen die aus den Untersuchungen zum Erziehungs- bzw. Führungsstil von Tausch/ Tausch 1973, Nickel 1978, Gehring/Geppert 1975, Petillon 1982 u.a. ab­leitbaren zwei Grunddimensionen: emotionale und soziale Zuwendung (Wärme, Zuwendung, Wertschätzung, Achtung, Ermutigung, Vertrauen,

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