fragen, den die Kinder an Mitwirkung und Mitgestaltung im Unterricht (Themenwahl, Methoden) haben. Wenn"Lebenswelt" als ein intersubjektiv konstituierter Deutungszusammenhang des Subjekts verstanden werden soll, in dessen Zentrum die jeweilige Handlungssituation des einzelnen steht, dann heißt das für Reflektionen vor allem, nicht mit vorschnellen Kategorisierungen und Beschreibungen der Kinder heranzugehen, sondern eher zu versuchen, in den kooperativen und kommunikativen Handlungssituationen des Unterrichts offen dafür zu sein, wie sich das Milieu des Alltags der Schüler hier spiegelt und zu versuchen, eine Brücke zur Lebenswelt der Kinder aufzubauen, Lernen und Leben zu verbinden. Inwieweit jedoch die praktizierenden Lehrer von heute, die natürlich auch in einer"Lebenswelt" eingebundene Menschen sind und deren Arbeitsbedingungen sich eher verschlechtern als verbessern, darauf eingestellt und vorbereitet sind, erscheint auch nicht nebensächlich. Das gilt insbesondere für die Situation in den Schulen der neuen Bundesländer.
Grundschulpädagogik
In den theoretischen Konzeptionen für die pädagogische Arbeit in den Grundschulen findet der Gedanke der sozialen Einbindung des Lehrer- und Schülerhandeln in schulisches Lernen einen breiten Konsens.(Grundschule 2000 u.a., Faust u.a. 1995.) Sie berücksichtigen die Erkenntnis, daß gerade in der Primarstufe die individuelle Entwicklung der Kinder von der Struktur und der Qualität der Bindungen und sozialen Beziehungen abhängig ist.(Krappmann/Oswald 1995) Insofern sind Geborgenheit, Offenheit, Achtung des Kindes als Subjekt, Kinderfreundlichkeit von Schule, Sinngebung des Lernens für das Kind diese Konzepte prägende Grundgedanken, und es ist auf der Primarstufe weniger umstritten als auf der Sekundarstufe, daß schulisches Lernen ein demokratisches Innenleben in demokratischen Strukturen benötigt, eine offene Atmosphäre, in der sich Lehrer wie Schüler wohlfühlen können und ihre Individualität einbringen. Damit sind für das Thema Prämissen aufgezeigt, die auch für die Sekundarstufe immer notwendiger und wünschbarer werden. Inwieweit dieses Erwartungsbild in der Realität der Lehrer-Schüler-Beziehungen im Unterrichtsalltag tatsächlich erkennbar ist, welche Lehrer- und Schülerhandlungen den Unterricht in den Klassen 5 und 6 tatsächlich konstatierbar sind, gehört aber dennoch zum Spektrum wünschbarer Fragestellungen für künftige Untersuchungen. Hierbei kann in methodologischer und theoretischer Hinsicht an Arbeiten von Petillon angeknüpft werden, der die Interaktionen zwischen Lehrern, Schülern und Schülergruppen in vierten Grundschulklassen untersuchte, auch wenn das Unterrichtshandeln nicht
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