explizit Forschungsgegenstand war. Petillon nutzt das von Nickel(1978) beschriebene transaktionale Modell von Lehrer-Schüler-Interaktionen als eine Grundlage und entwickelte es systematisch im Bezug zur Schulklasse weiter, indem er im Zusammenhang von theoretischer und empirischer Untersuchung Aspekte und Determinanten der Interaktionsvariablen Lehrer- Schüler- Schülergruppe spezifizierte.(Petillon 1982)
Eine weitere Erkenntnisquelle aus der Grundschulpädagogik liegt im Bereich der Forschungen zum"Offenen Unterricht" bzw. zur Öffnung von Schule und Unterricht, wo gegenüber der Sekundarstufe eine deutliche Schwerpunktsetzung in bezug auf Breite der Forschungen und auch im Realisierungsgrad liegt.(u.a. Jürgens 1995, Ramseger 1986, Benner 1989 u.a.) Für das vorzustellende Projekt ist das Forschungs- und Erfahrungsfeld des"Offenen Unterrichts" insbesondere aus diesen Gründen bedeutsam: Das unterrichtliche Spannungsfeld von Lehrerzentrierung- Schülerzentrierung fordert eine bestimmte Qualität der Zusammenarbeit und didaktischen Organisation heraus, wo Freiräume geschaffen und genutzt werden können, wo es wechselnde Rollenverständnisse von Lehren und Lernen, von Führen und Anleiten zum Helfen und Beraten geben kann (Drews 1996). Unter dem Aspekt des Unterrichtshandelns wäre es beispielsweise interessant zu untersuchen, ob und wie Formen und Standards im Unterrichtshandeln des Schulalltag integriert werden und welche Auswirkungen sich daraus für die Gestaltung und Nutzung der Lehrer-SchülerBeziehungen ergeben.
Ein wesentliche neue Herausforderung ist die Untersuchung, wie Lehrer in der ausgehenden Grundschulzeit das Problem bewältigen, gewachsene und förderliche soziale Beziehungen im Unterricht für die Intensivierung des Sachlernens(und umgekehrt) zu nutzen und die"Balance" zu gestalten, noch zugespitzt durch die ungeklärte Strukturierung im Ende der Grundschulzeit. Es ist durchaus annehmbar, daß derartige Entwicklungen in der Endphase der Grundschule für den Übergang auf die Sekundarstufe und deren Startphase prägend sind. Die guten Vorschläge, die Faust-Siehl, Garlichs u.a. entwickelten, mit der Vorstellung, daß das Ende der Grundschulzeit zu einer Art"Brückensituation", als echte vermittelnde„Übergangsschule“ zwischen Primarstufe und Sekundarstufe ausgebaut werden sollte, mit Ansätzen aus beiden Stufen und auch Lehrern aus beiden Stufen, ist angesichts der gravierenden Strukturprobleme in den Grundschulen wohl zunächst eine idealisierende perspektivische Sicht. Die Brisanz dieser Situation wird schärfer, wenn man die Entwicklung der Kinder der Klassen 5 und 6 einbezieht: Ihre Verschiedenheit in bezug auf Lebensverhältnisse und Lernvoraussetzungen wird nachweislich größer, die Lernfelder umfangreicher und vielleicht undurchsichtiger, sie kommen in die vorpubertä
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