Lernkultur mit einer Dialog- und Streitkultur zu verbinden, werden wenig gekannt und genutzt, obwohl hier weniger organisatorischer Aufwand im Wege steht. Aktuelle Gründe sind weitgehend unbekannt. Hier ist insbesondere in den Schulen der neuen Bundesländer eine neuralgische Stelle bei der Veränderung des Unterrichts zu vermuten.
Ein seit langem erkanntes wichtiges Wirkungsfeld ist das Einbringen der Persönlichkeit des Lehrers und seines Vorbildes in die Beziehungen zu den Schülern.(Oelkers/Prior 1982) Wie er z. B. mit Toleranz, Ermutigung oder Zuwendung umgeht, ist für die Herausbildung der sozialen Identität der Schüler nicht nebensächlich. Wenn bei der häufig feststellbaren Sachorientierung der unterrichtlichen Interaktion Lehrer noch einen unpersönlichen Unterrichtsstil einbringen, kann das- wie Ulich schon 1983 feststellte - zu einer Entemotionalisierung des Unterrichts und zu Spannungen zwischen Lehrer und Schülern führen. Für die Grundschule hat Petillon die Bedeutung emotionalen und"wertschätzenden" Lehrerverhaltens gegenüber der Schulklasse nachdrücklich hervorgehoben(1982). Zur Thematik gehört auch eine Akzentuierung, die aus der gesellschaftlichen Bedingtheit sozialen Lernens für die Institution Schule resultiert. Insbesondere Zinnekker hatte 1975 die Wirkungen des"heimlichen Lehrplans" für schulisches Lernen untersucht, und fortan lebte der Gedanke dieses wichtigen Einflußbereiches in nahezu allen schulpädagogischen und didaktischen Veröffentlichungen weiter, nicht selten jedoch in einseitiger bzw. überzogener Betrachtungsweise. Was jedoch unter aktueller Sicht weitgehend offen bleibt, sind die Wirkungen institutioneller Rahmenbedingungen der heutigen Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen auf das unterrichtliche Lehren und Lernen und insbesondere auf die Gestaltung der Beziehungen zwischen den Akteuren, wie heutige Rituale, Gewohnheiten, Denkmuster in die unterrichtlichen Interaktionssituationen hineinwirken, nicht zuletzt auch auf dem Hintergrund der Veränderungen zu den Ritualen, Gewohnheiten der DDR-Schule, z.B. zur Eröffnung des Unterrichts, zum Konfliktverhalten.
Untersuchungen zu einer" guten" Schule
Daß gute und verläßliche soziale Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern zu den wesentlichen Merkmalen einer"guten Schule" gehören und das"Schulklima" zu den stabilisierenden und fördernden Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen überhaupt zählen, ist eine Grundaussage sowohl der internationalen wie der nationalen Forschung. Für unsere Recherche ist die daraus resultierende Erkenntnis bedeutsam, daß das Schulethos, d. h. eine bestimmte Qualität und Grundstruktur an
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