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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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Lernkultur mit einer Dialog- und Streitkultur zu verbinden, werden wenig gekannt und genutzt, obwohl hier weniger organisatorischer Aufwand im Wege steht. Aktuelle Gründe sind weitgehend unbekannt. Hier ist insbe­sondere in den Schulen der neuen Bundesländer eine neuralgische Stelle bei der Veränderung des Unterrichts zu vermuten.

Ein seit langem erkanntes wichtiges Wirkungsfeld ist das Einbringen der Persönlichkeit des Lehrers und seines Vorbildes in die Beziehungen zu den Schülern.(Oelkers/Prior 1982) Wie er z. B. mit Toleranz, Ermutigung oder Zuwendung umgeht, ist für die Herausbildung der sozialen Identität der Schüler nicht nebensächlich. Wenn bei der häufig feststellbaren Sachori­entierung der unterrichtlichen Interaktion Lehrer noch einen unpersönli­chen Unterrichtsstil einbringen, kann das- wie Ulich schon 1983 feststellte - zu einer Entemotionalisierung des Unterrichts und zu Spannungen zwi­schen Lehrer und Schülern führen. Für die Grundschule hat Petillon die Bedeutung emotionalen und"wertschätzenden" Lehrerverhaltens gegen­über der Schulklasse nachdrücklich hervorgehoben(1982). Zur Thematik gehört auch eine Akzentuierung, die aus der gesellschaftlichen Bedingtheit sozialen Lernens für die Institution Schule resultiert. Insbesondere Zinnek­ker hatte 1975 die Wirkungen des"heimlichen Lehrplans" für schulisches Lernen untersucht, und fortan lebte der Gedanke dieses wichtigen Einfluß­bereiches in nahezu allen schulpädagogischen und didaktischen Veröf­fentlichungen weiter, nicht selten jedoch in einseitiger bzw. überzogener Betrachtungsweise. Was jedoch unter aktueller Sicht weitgehend offen bleibt, sind die Wirkungen institutioneller Rahmenbedingungen der heuti­gen Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen auf das unterrichtliche Leh­ren und Lernen und insbesondere auf die Gestaltung der Beziehungen zwi­schen den Akteuren, wie heutige Rituale, Gewohnheiten, Denkmuster in die unterrichtlichen Interaktionssituationen hineinwirken, nicht zuletzt auch auf dem Hintergrund der Veränderungen zu den Ritualen, Gewohn­heiten der DDR-Schule, z.B. zur Eröffnung des Unterrichts, zum Konflikt­verhalten.

Untersuchungen zu einer" guten" Schule

Daß gute und verläßliche soziale Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern zu den wesentlichen Merkmalen einer"guten Schule" gehören und das"Schulklima" zu den stabilisierenden und fördernden Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen überhaupt zählen, ist eine Grundaussage sowohl der internationalen wie der nationalen Forschung. Für unsere Recherche ist die daraus resultierende Erkenntnis bedeutsam, daß das Schulethos, d. h. eine bestimmte Qualität und Grundstruktur an

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