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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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Wertorientierungen, Verhaltensmustern, Beziehungen in der Schule für die Wirkung auf Kinder und Jugendliche wichtiger ist als andere Einflußfakto­ren.(Rutter, M. u.a. 1980) Diese Erkenntnisse spiegeln die seit längerem propagierten Konzepte zur Veränderung bzw. zur Neugestaltung der Schule wider, wobei in allen Konzeptvorstellungen auf den Umstand ver­wiesen wird, daß sich gegenwärtig in der Lebenswelt und den Lebensbe­dingungen der Kinder und Jugendlichen und in unserer Gesellschaft Ver­änderungen vollziehen, die danach drängen, die Gestaltung von Schule und Unterricht zu reformieren(vgl. u. a. Rolff 1995, Fend 1986, Tillmann 1989). Ein neuer, höherer Stellenwert, z. T. auch im Sinne einer Aufga­benerweiterung für die Schule wird dabei der Berücksichtung von Hand­lungsfeldern zur Ausbildung entsprechender sozialer Kompetenzen zuge­schrieben, z. B. unter dem Blickwinkel von Ich-Kompetenzen zur künfti­gen Lebensgestaltung und Lebensbewältigung bzw. von Kompetenzen, in und mit der sozialen Gemeinschaft, mit Unterschieden leben zu lernen, die Schule für Lehrer wie Schüler als"Lebensraum" zu gestalten. Interessant ist, daß die Diskussionen meist auch auf das dazu erforderliche neue Rol­lenverständnis der Hauptakteure von Schule Bezug nehmen.

In erkennbarem, klärungsbedürftigem Kontrast zur Konzeptebene steht offenbar die Qualität der sozialen Beziehungen in der immer differenzier­ter werdenden Schulwirklichkeit, wie vorliegende empirische Untersu­chungen aufzeigen können, auch wenn sie zumeist auf die Sekundarstufe (Klassen 7 bis 10 oder12) bzw. auf das Jugendalter zugeschnitten sind. (Untersuchung der Uni Lüneburg 1990- Czerwenka u.a.; Untersuchungen des Dortmunder IFS vom Frühjahr 1995- Kanders, Rolff, Rösner 1996). Dennoch kann angenommen werden, daß die Untersuchungen auch Rück­schlüsse über die Befindlichkeiten von Kindern in der Altersstufe 10- 12 zuläßt, denn ihre Einstellungen und Haltungen sind wahrscheinlich die Er­gebnisse eines längeren Entwicklungsprozesses, auch von Übergangspro­blemen. Untersuchungen für die Grundschule liegen hier von Petillon, Sochatzy und Neuhäuser vor. Sochatzy(1988) reflektiert die Erwachse­nenwelt im Spiegel der Kinder und Jugendlichen und zeigt interessante Einstellungen der Schüler zur Schule auf, wenngleich weniger zu den Leh­rer-Schüler-Beziehungen. Neuhäuser(1993) untersuchte in einer Studie zu Alltagstheorien die Autorität in"Eltern-Kind-Beziehungen" an Berliner Kindern der Klasse 1 bis 6. Auch diese Untersuchung bestärkt die Auffas­sung, daß die Eltern gerade in dieser Altersstufe großen Einfluß auf die Kinder haben, und es demzufolge wichtig ist, sie in solche wünschbaren Untersuchungen einzubeziehen. Petillon(1982) hat Zusammenhänge zwi­schen Verhaltensweisen des Lehrers und Merkmalen der Schülergruppe untersucht, wobei er feststellte, daß die Dimension"Wertschätzung"

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