dingungen, Zielen und Inhalten ebenso wie zunehmende Differenziertheit in der Lehrerschaft beim Übergang von der Einheitsschule der DDR zum gegliederten Schulsystem im ganzen gemeinhin anerkannt sind, trifft dies für Aussagen, inwieweit es Veränderungen im Unterrichtshandeln und in sozialen Beziehungen an der Schule zwischen den Akteuren gibt, so nicht zu. Nach Untersuchungen von Riedel, Griwatz, Leutert, Westphal(1994) und Döbert/Rudolf(1995) ist die Problemlage eher so: Lehrer sind der Meinung, die strukturelle und inhaltliche Neugestaltung gut bewältigt zu haben, die Lehrer werden von den Schülern akzeptiert, Lehrer haben enorme Anpassungsleistungen erbracht, wobei als Bewältigungsstrategie auch ein beträchtlicher Anteil im Zurückgreifen auf Bekanntes und Gewohntes liegt. Dagegen beschreiben Tillmann u.a. weitgehende Kontinuität im Lehrerhandeln bei veränderten Rahmenbedingungen und Inhalten. Die unklare Forschungslage wird auch von der vorherrschenden Methodologie begünstigt, da die meisten der bisherigen Untersuchungen entweder die Lehrerseite oder die Schülerseite focussierten, die Schülerseite offensichtlich intensiver. Heute muß man zudem davon ausgehen, daß die strukturellen Anpassungsprozesse abgeschlossen sind. 7 bzw. 8 Jahre nach der strukturellen Angleichung sind neue und erweiterte Fragestellungen, auch mit dem Blick auf die Eltern und die Schulkinder von heute notwendig. Als Beispiel: Die Eltern der heutigen Fünft- oder Sechstkläßler haben etwa Mitte der 70er bzw. Anfang der 80er Jahre die DDR-Oberschulzeit beendet, quasi 10.000 Unterrichtsstunden erlebt, danach die Berufsausbildung bzw. das Studium absolviert. Sie haben die Ziele, Inhalte und Methoden des Unterrichts der DDR-Schule fest internalisiert und sehen möglicherweise andere Ziele, Inhalte und Formen zunächst eher skeptisch und distanziert. Biographische Erfahrungen mit gesellschaftlichen Unsicherheiten und der individuellen Bewältigung solcher Situationen, die ja mittelbar auch für das Verständnis anderer Intentionen von Schule wichtig sind, fehlen ihnen. So verfügen sie über"zwei Erfahrungswelten" und eine weitgehend von ihren individuellen Erfahrungen geprägte Sicht auf Vor- und Nachteile des anderen Gesellschafts- und Schulsystems aus der DDR-Zeit. Nicht so die Schüler. Für sie träfe zu, daß sie DDR-Schule nur aus Schilderungen kennen. Wer 1998 5 oder 6kläßler ist, hatte schon in der Neugestaltungsphase seine Einschulung, und nur die Schüler aus den jetzigen Abschlußklassen der Sekundarstufen haben die Umgestaltung an der Schule und in der Gesellschaft bewußter miterlebt und dürften gar noch über Erinnerungen aus ihrer Unterstufenzeit in der Polytechnischen Oberschule verfügen. Wichtig ist vielleicht auch die"doppelte" Betroffenheit der Kinder im Osten. Zur veränderten Kindheit und dem allseits diskutierten Wandel kommen die Einflüsse und Veränderungen aus den gesell
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