nehmungen der Lehrer-Schüler-Beziehungen in den Klassen 5 und 6 einen
zunehmenden Anteil von Störungen und Konflikten im Unterricht von der
Klasse 5 zur Klasse 6 gibt, ist eher schon realistischer Alltag geworden.
Vielleicht liegen aber Gründe dafür darin, wie die grundschulspezifische
Zuwendung zum Kind mit den neuen Erfordernissen der stufenspezifi
schen Erweiterung von Zielen, Inhalten, Methoden verbunden wird und
wie die Proportionen von sozialem Lernen und fachlichem Lernen gestaltet werden?
Insofern wäre ein erster Themenkreis wissenschaftlicher Fragestellungen wichtig, wo z. B. bearbeitet wird:
— Welche Merkmale, Gemeinsamkeiten und Unterschiede determinieren die Erwartungen und Wahrnehmungen der schulischen Akteure Lehrer und Schüler hinsichtlich der Lehrer-Schüler-Beziehungen im Unterricht der Klassen 5 und 6?
— Welche Merkmale, Gemeinsamkeiten und Unterschiede determinieren die Erwartungen und Wahrnehmungen von Vätern und Müttern der Schüler der Klassen 5 und 6?
Nach Hanke/Mandll 1976, S. 71) sind Erwartungen"Einstellungen gegenüber zukünftigen Ereignissen, die sinnvolles und zweckgerichtetes(inneres und äußeres) Verhalten ermöglichen". Die Bedeutung von Erwartungshaltungen für die Lehrer-Schüler-Beziehungen ist hinsichtlich ihrer Stabilität und ihres Einflusses auf aktives Handeln anerkannt. In die Wahrnehmungen, die der Lehrer von konkreten Lehrer-Schüler-Beziehungen macht, fließen als aktive Prozesse wiederum Einstellungen und Erwartungen ein, allerdings enthalten sie einen wichtigen Realitätsaufschluß, der für Verarbeitung und Interpretation bedeutsam ist.
Zweitens erscheint es geboten, in der Realität des Schulalltags das Spektrum qualitativer Ausgestaltungen von Lehrer-Schüler-Beziehungen (Merkmale, Stile, Strategien) zu untersuchen, so wie es die Durchführung des Unterrichts prägt,(und nicht länger davon auszugehen, daß es diese oder jene„Führungsstile‘“ gibt, die man dann entdecken will...). Denn zweifellos werden Lehrer didaktische Strategien haben, die sie zur Zusammenarbeit mit den Schülern aufbauen, verfolgen und in einer bestimmten didaktischen Regie variieren. Wahrscheinlich ist, daß es eine Vielzahl von differenzierten Erscheinungsbildern„guter bzw.„problematischer‘“ Lehrer-Schüler-Beziehungen gibt, die mit bisherigen Kategorien schwer faßbar sind. Gleichfalls sind Rituale, Routinemuster, Gewohnheiten interessante Erkundungsgegenstände. Man kann auch annehmen, daß sich unterschiedliche Gewichtungen und Strategien feststellen lassen, inwieweit sich in der Gestaltung der Beziehungen die grundschulspezifische Zuwendung zum Kind mit den neuen Erfordernissen der stufenspezi
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