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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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fischen Erweiterung von Zielen, Inhalten, Methoden verbindet und wie die Proportionen von sozialem Lernen und fachlichem Lernen gestaltet wer­den. Erfahrungswerte deuten darauf, daß Lehrer auf der Basis grundlegen­der Beziehungsqualitäten in unterschiedlichen Handlungssituationen auch kurzfristige Techniken, Strategien einsetzen und verfolgen.

Drittens erscheinen Untersuchungen geboten, wie Lehrer und Schüler in den Klassen 5 und 6(aber natürlich nicht nur hier) ihre Zusammenar­beit im Unterricht erleben und reflektieren.

Hypothetisch annehmbar scheint, daß man bei Lehrern wie Schülern von der prinzipiellen Akzeptanz der Bedeutung guter Beziehungen für die ge­meinsame Arbeit ausgehen kann, daß aber unterschiedliche, personell ge­prägte Reflexionen über die Wirkungen und das Erleben von Lehrer­Schüler-Beziehungen im Unterricht, auch unterschiedlich ausgeprägte und genutzte methodische und soziale Kompetenzen erlebbar sind. Zu vermu­ten sind vielleicht Defizite in bezug auf den Bereich des sozialen Lernens bzw. im Umgang mit Störungen und Konflikten im Unterricht. Akzeptanz kann auch erwartet werden, was eine Gestaltung von Beziehungen, die auf freundlichen Umgang, gegenseitige Anteilnahme und Vertrauen, aber auch auf angemessene Forderungen und eine zunehmende Offenheit und Trans­parenz in didaktischen Entscheidungen setzt, die Aktivität und Mitarbeit der Schüler fördert. Weitgehend unreflektiert ist jedoch, wie im Übergang von der Kindheit zum Jugendalter die Einbeziehung der Schüler in didakti­sche Entscheidungen erfolgt, wie die metaunterrichtliche Reflektion der gemeinsamen Arbeit im Unterricht praktiziert wird, ob und wie die Schaf­fung und Nutzung von Handlungsspielräumen, das Eingehen der Lehrer auf Schülervorschläge die Chancen für die Entfaltung der Persönlichkeit erweitert, das soziale Klima in der Klasse beeinflußt und auf die Intensi­vierung des gemeinsamen Unterrichtshandelns zurückwirkt. Ein weitge­hend neues Aufgabenfeld für Schule und Unterricht besteht darin, die Ge­schlechtersozialisation von Jungen und Mädchen stärker in den Blick zu nehmen. Untersuchungen verweisen darauf, daß es in nahezu allen Schul­stufen Probleme in den koedukativen Klassen damit gibt, die Interessen und Bedürfnisse der Mädchen hinreichend zu berücksichtigen oder wie die Jungen die männliche Rolle lernen können, ohne in Gewalt zu fallen. Das Verhältnis von Jungen und Mädchen ist daher auch ein Thema für das Leh­rer-Schüler-Verhältnis in den Klassen 5 und 6, gehört zur Identitätsfindung wie zur Lehrerrolle und zur Schülerrolle, denn die Akteure von Unterricht sind natürlicherweise entweder Männer oder Frauen, Jungen oder Mäd­chen.

Dabei kann die Erkenntnis nützen, daß nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler prinzipiell in der Lage sind, Unterricht(inhaltliches, methodisches,

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