gige Orientierungsstufe einzurichten. Ebenso war es pädagogisch sinnvoll, die neuen Regelformen des Sekundarbereichs I mit einer gemeinsamen Eingangsphase als‘Förderstufe’ beginnen zu lassen, um vor allem den Schüler/-innen als sozial schwächeren und bildungsferneren Bevölkerungsschichten ein umfassenderes Hilfs- und Stützangebot machen zu können. Interessant ist auch, daß die drei Länder, die so verfahren, nicht von einer Orientierungsstufe sprechen, sondern entweder von‘Phase der Orientierung’ oder von‘differenzierter Förderstufe’. Ob diese ihre Aufgaben auch noch auf die Anforderungen des abgekoppelten Gymnasiums ausrichten oder hauptsächlich das Augenmerk auf die nachfolgenden Bildungsgänge im‘eigenen Hause’ lenken, werden die Übergangszahlen nach der 5. und/oder 6. Jahrgangsstufe zum Gymnasium in den nächsten Jahren zeigen.
Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen mit der schulformunabhängigen Orientierungsstufe vor allem in Bremen und in Niedersachsen'” und denen mit der hessischen Förderstufe ist es völlig unverständlich, warum nicht das Land MecklenburgVorpommern den anderen Bundesländern gefolgt ist und ebenso eine gemeinsame Förderphase mit den Klassen 5 und 6 als Unterbau von Hauptund Realschule eingeführt hat. Dies wäre ein guter Schritt wenigstens zur Vereinheitlichung des Schulwesens in den neuen Ländern gewesen. AußBerdem stellt die schulformabhängige Orientierungsstufe die mit Abstand ungünstigste Form des Übergangs zu den weiterführenden Schulformen dar, weil die Selektionsmaßnahmen größtenteils bei der(viel zu kurzen) vierJährigen Grundschule verbleiben. Dies führt zu einer unnötigen emotionalen Belastung des Lernklimas und zu einem nicht vertretbaren psychischen Druck auf die Lehrer/-innen und Schüler/-innen.
Auch wenn es zweifelsfrei gut ist, daß die Klassen 5 und 6 in einem besonders hohen Maße unter das Postulat zur optimalen Förderung gestellt werden, gilt es doch zu fragen, warum überhaupt diese Phase in dieser organisatorischen und curricular-inhaltlichen Form bestehen muß, wenn schon vorher eine Schule durchlaufen wurde, die alles darauf abgestellt hatte, Kinder bestmöglich zu fördern und in deren(Lern-)Entwicklung voranzubringen. Gemeint ist die vierjährige Grundschule, die über die innere Differenzierung versucht, konsequent der Forderung nach optimaler Förderung im Sinne einer individuellen Persönlichkeitsentfaltung in Gemeinschaft mit anderen gerecht zu werden. Jedoch braucht Lernen Zeit, viel Zeit! Aufgrund der radikalen Umbrüche und Verwerfungen im familialen und im gesellschaftlichen Leben der heutigen Kinder benötigt vor allem die Grundschule mehr Zeit als früher, und zwar für alle Schüler/innen! Dies vor allem auch deshalb, um nicht Kinder dieses Alters ge
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