zwungenermaßen aufgrund der von den weiterführenden Schulen gesetzten Zielmarken lediglich in kategorisierten Erscheinungsformen und nicht mehr als das wahrzunehmen, was sie(zuerst) sind- Kinder! Darauf weist Aurin hin, wenn er fragt:
“Haben oder nehmen wir uns die Zeit, Kinder zu verstehen? Vermögen wir sie überhaupt noch unvoreingenommen zu sehen? Begegnen wir ihnen nicht immer schon mit wissenschaftlichen und berufsfeldtypischen Interpretationsmustern: Das‘Unterschichtkind’, der’Legastheniker’, das‘neurastische Kind’, das‘Einzelkind’, das‘verwahrloste Kind’ der‘haupt-, realsschule-, gymnasiumsgeeignete’ oder der‘A-’, der°B-’ oder‘CKursschüler’?
Können wir Kinder und Jugendliche noch in ihrer Individualität sehen, als den Uwe, der er ist, wie er sein kann und sein will?”.'?
Mit Recht werden die Grundschullehrer/-innen fragen, wie sie es denn anders machen könnten, wenn das tägliche Gehetztsein(was fraglos teilweise auch selbstverschuldet ist) durch die knappe Grundschulzeit geradezu derartiges unpädagogisches Umgehen mit dem Kind begünstigt. Eine vielversprechende Alternative liegt in der Ausdehnung der Grundschule, also in einer Wiederaufnahme der Debatte um die sechsjährige Grundschule, die heute mit neuen Argumenten zusätzlich begründet werden könnte.
e Die sechsjährige Grundschule: Eine alte Forderung neu belebt.
In nur einigen wenigen Stichworten soll die Problematik, die sich für die heutige Grundschule angesichts gegenwärtig zu beobachtender Lebensweltbedingungen der Kinder stellt, umrissen werden.
— Die Heterogenität der Schülerschaft in den Lebens- und Lernvoraussetzungen hat stark zugenommen. Dadurch kommt es bereits im Anfangsunterricht zu erheblichen Leistungsunterschieden in allen Bereichen.
— Die rasante, verantwortungslose Entwicklung der Medien- und Konsumwelt setzt die Kinder immer stärker dauerhafter Gereiztheit und Beanspruchung aus, so daß eine Vielzahl unverarbeiteter Sinneseindrücke sowie unerfüllter(Schein-)Bedürfnisse die Zahl psychisch gestörter Kinder rapide ansteigen läßt.
— Mit zunehmender Pädagogisierung der Kindheit, die sich auch in der Institutionalisierung von Erziehung und Unterricht niederschlägt, werden Kindern immer weniger Freiräume für spontanes, nicht reglementiertes Spielen und Handeln gewährt. Schule als Ort systematischen Lehrens und Lernens wird kontraproduktiv, wenn das‘ganze’ Kind durch die Einschränkung des Lernbegriffs'* aus dem Blick gerät und es nur noch in schulwichtigen und schulunwichtigen Kategorien wahrgenommen wird.
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