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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
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Kindheit ein Zauberkreis, dem zu entrinnen Jeder für un= möglich hielte.

Als Meiſter Samuel ſah, wie gut ich ſeine mündlichen Ueberlieferungen in mir verarbeitet hatte, und ich ſchon über­dies fünf Jahre zählte, ſo machte er ſich daran, mich im Leſen der hebräiſchen Sprache unterrichten zu laſſen, damit ich doch einmal ſelbſtändigdaw' nen(beten) könne. Zu dieſem Zwecke gab er mich in einDardig Cheder, eine Art Schule, in welcher die jüdiſchen Kinder die Anfangsgründe des Leſens lernen und auch zugleich eine ſtrenge Erziehung genießen. Alſo trug er mich auf dem Arme dahin, ſtellte mich dem Be­ſitzer der Schule, Rabbi Chune , vor und beſprach ſich mit ihm über den Lohn und die Dauer der Lernzeit. Dann trat der geißelſchwingendeBehelfer hemdärmelig heran, ergriff mich raſch, ſetzte mich hoch auf die Bank, längs dem Kreuztiſche hin und legte mir ein Buch vor. Auch derUnterbehelfer erſchien und verſprach jeglichen Freitag friſche Schaufäden an die Zipfel meiner Leibweſte zu binden. Samuel beſtimmte für Beide die Sabbatkoſt, empfahl ſich und ging erfreut ſeines Weges nach Hauſe.

Da im Cheder jeder Knabe insbeſondere unterrichtet zu werden pflegte, ſo habe ich mein Viertelſtündchen täglich an der Seite des Behelfers zugebracht, dafür aber den ganzen lieben Tag mit den verſchieden geſtalteten Knäblein und Mägd­

lein auf Wieſen und Plätzen mich weidlich herumgetrieben.

Um dieſe Zeit aber pflegte meine arme, blinde Mutter, von einem kleinen Mädchen geführt, daſelbſt zu erſcheinen, um mich zu ſprechen mit betaſtenden Händen. Sie fragte die Geſpielen alle mit hinhorchendem Ohr, wo ihr Kind Joſſele

ſei. Ich aber ſchämte mich ihrer kläglichen Geſtalt, zog mich

weit hinter die Knaben zurück und ſchrie:Das iſt meine Mutter nicht! Meine Mutter heißt Freide und hat Augen

zu fe Spiel einen Luſt.

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