Lokſch. Simon Lokſch prüfte aber vor allem die Verſtandesfähigkeit der ‚Talmidim“(Schüler); die guten Köpfe kamen in feine„Sitte“(Abtheilung, die ſchlechten in die des Behelfers. Leider aber war ich in meiner Knabenzeit für Sachen des Verſtandes ganz unzugänglich. Mein Gedächtniß konnte ſich weder mit dem Ueberſetzen der Bibel befreunden, noch mit den unpunktirten Buchſtaben des Talmud . Wie grämte ſich daher mein Samuel, als er mich bei Abſtattung eines Schulbeſuches in der„Kitte“ des Behelfers erblickte, ſtatt mich, wie er vorausſetzte, in der des Rabbi zu finden! Um meiner ſchweren, verlegenen Auffaſſung willen bekam ich gar zu oft vom ſchlagfertigen Behelfer erdröhnende Stöße und Hiebe; ſelten verließ ich das Cheder ohne geröthete Augen und feurig brennende Wangen, ſelten kam ich dorthin ohne gliederdurchſchauerndes Fröſteln und Zittern. Schülern meiner Art drehte der Behelfer die rechte Hand um, bog ſie dann nach rückwärts und mit dem Knöchel des Daumenfingers ver— ſetzte er Eins auf das Rückgrat, daß der Knabe darüber den Athem verlor und wie ein Wurm ſich krümmte. Oder er riß ihm die Kleider vom Leibe, warf ihm das Hemd über die Schulter und ſtellte ihn ſo vor die Verſammelten hin zur unauslöſchlichen Schande.
Dieſe gemeinen Mißhandlungen, denen ich vor Allen am meiſten ausgeſetzt war, wirkten aber mit der Zeit derart auf mein Gemüth, daß ich ganz traurig, furchtſam und mißtrauiſch wurde. Je mehr die Folter des Talmud und die begleiten, den Geißelungen mich quälten, deſto niedergeſchlagener, ver, ſchloſſener und leidender wurde ich. Die Knabenſpiele hatten mit Beginn dieſer verhängnißvollen Schule aufgehört, und der Drang meiner Natur nach vertraulichen Erheiterungen fand nirgends welche Befriedigung. Meine verarmte Einbildungs kraft fing verderbliche Spiele an: drohende Schattengeſichter
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