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und muſterte die wirklich erwachſenen„Studenten“ in der Kutte.„Wie wäre es nur“, dachte ich,„wenn auch ich ſo ginge in gemeſſenem Schritt dahin, ſtolz um mich ſehend auf die gaffende Menge!“ Alſo begleitete ich den feierlich ſchreitenden Zug bis zum Hauptthor der Synagoge. Sogleich machten mehrere Polizei⸗Soldaten von rechts und links den Eingang freier und die Schüler gingen gelaſſen ins Innere der ehrwürdigen Hallen hinein. Nun verſuchte ich unterdeſſen gleich einem Gaſſenjungen mich pfiffigerweiſe hindurchzuſchlüpfen, aber der mächtige Arm des Soldaten ſtieß mich weithin zurück, daß ich einem der Ringsumſtehenden empfindlich an die Bruſt fiel; dieſer ſtieß mich nun ſofort an Jenen, Jener an Dieſen und ein helles Gelächter brach über mich los. Verdroſſen ging ich dann fort und dachte:„Wäre ich aber ein Schüler geworden, nimmer durfte mir ſolche Unehre geſchehen!“ Als ich nach Hauſe kam, ſagte ich meinem Samuel, daß ich nach langer Ueberlegung mich entſchloſſen habe ein„Schüler“ zu werden und daß er mich nun zu Ben Zion Barat hinführen könne.
Erfreut über meinen Entſchluß, kleidete ſich Samuel vor— nehm an, bürſtete ſich den Bart hervor, zog ſich länger die Locken und kräuſelte ſie. Auch mich verſah Freide mit einem neuen, noch nicht gewaſchenen Hemdkragen, deſſen Spitzen weit hervorſtanden und ſo gingen denn, Samuel und ich, munter des Weges zur Schule dahin. Nachdem wir an der Thüre der Aufnahmskanzlei angelangt waren, nahm Samuel die oberſte Kopfbedeckung herab, ich that mit klopfendem Herzen ein Gleiches und bald empfing uns der Direktor der Schule mit freundlichem Gruße. Alſo begann Samuel und ſprach gefaßt die ſeltſamen Worte:„Herr Prinzipal, da habt Ihr meinen Kadyſch. Ich habe um ihn viel ausgeſtanden, Gott lohne es mir; er iſt nicht ſo groß als der Sack mit Imperialen, den