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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
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67
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Alſo ſtellten fie lärmend den Samuel wegen des entſetzlichen Frevels zur Rede und forderten bedeutende Sühne von ihm. Samuel kam in Verwirrung, er wußte ſich gar nicht zu helfen. Müde der ſtets erfolgloſen Zucht, ſtand er vor Scham und Zorn ganz im Gemüthe beſtürzt. Krampfhaft hob er die Hände, machtlos ließ er ſie ſinken. Endlich ſchlug er ſich dreimal an die Bruſt und rief:Chutuſſil Chutuſſi! Chutuſſil Ich habe gefrevelt) Warum gab ich ihn in die Schule! Er war ja bis nun ſo fromm! Herr der Welt, was mußte ich erleben! Herr der Welt, was hab' ich gethan!Reißt ihn los von dieſer Stätte des Gräuels! riefen die Himmels­ſtürmer. Und Er:Ach, er hängt ja daran mit allen ſieben Magneten der Welt Rabojſſim!(meine Herren) was ſoll ich thun? Darauf Jene:Er iſt nicht Euer Sohn werft ihn hinaus, daß er den Hunden zu Theil werdel Ich ſah ihn aber wachſen jammerte Samuel, er hat ſo viel Gut und Blut mir gekoſtet, ich habe ihn einſt vom Tode errettet und es wäre mir, ach, ſo ſchade um ihn! Und ein buckliger Chaſſide, Namens Daniel, der von Samuel tagtäglich beköſtigt wurde und in der Gemeinde als ein Kabaliſt und überaus frommer Mann gegolten hatte, drängte ſich eifrig durch die empörte Menge, ich ſah dieſen Schmeichler und hörte ihn mit wichtig thuender Geberde rufen:Hört nur mich, Rabojſſim! Rabojſſim hört nur mich erſt. Die Meiſten hielten ſtill und dieſer begann und ſprach zur Verſammlung:Dieſe Hand­lungsweiſe des Pflegeſohnes unſeres gottesfürchtigen Samuel deutet nicht auf Frevelſinn und wirklichen Abfall von Gottes Geboten. Der Frevler als ſolcher, beginnt nicht mit bffent lichen Thaten, die er unerſchrocken verübt, es ſei denn, daß er die Furcht vor der Strafe durch jahrelange Uebung über wunden. Nein, Ihr ſeid völlig im Irrthum. Es gibt ge­heime Kräfte in der Natur, irreredende Geiſter, die auf eine 5*