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dann das Bethaus, gingen erſchöpft und ſchmächtig dahin, um noch unterwegs den feurigen Halbmond im Chore zu begrüßen. Nachdem auch dieſes geſchehen war, eilten Groß und Klein zur bereiteten Tafel nach Hauſe. Bekannte und Verwandte empfingen einander jubelnder Freude im Gegenſatze zum Jammergeſchrei von geſtern und riefen ſich mit ſingendem Tone: „Gute Verſieglung!“ zu. Ich auch empfing den ermatteten Samuel unter freiem Himmel, begrüßte ihn nach Gebrauch und Sitte, doch er wendete ſich traurig ab und redete bis zum andern Morgen kein Wort zu mir.
Am andern Morgen, als der Rabbi ſein Frühgebet verrichtet hatte, ließ er mich und Samuel vor ſich laden, um ſich zu überzeugen, ob ich ſelbſt oder der irreredende„Dibbick“ in mir gegen Gott und ſeine Chaſſidim am heiligen Tage ſich widerſetzte, und ob ich Strafe oder Segen verdiene.
In welches Schreckniß gerieth aber Samuel, als der Rabbi in ſeiner Unterredung mit mir nichts als„Riſches“ (Frevelſinn und Schlechtigkeit) gewahrte, daß alſo kein irreredender Dibbick in mir ſitze! Wie verzweifelt ſtand Samuel da, als der Rabbi mich den„Ruſchu“(Frevler) verfluchte, nicht nur mich, ſondern auch meine Kinder, die der Belſer als glück- und freudebringend ihm prophezeit hatte?
Nun waren aber während der Zeit viele Chaſſidim herbeigekommen und umſtellten das Haus, harrend auf die Meinung des Rabbi, um entweder für mich einige Pſalmen zu ſprechen, oder ihre zelotiſche Rache an mir auszuüben. Ich wußte das nicht, und erlaubte mir eine freiſinnige Bemerkung, die den Chaſſidismus im Innern verletzte.
Lärmend ſprang der Rabbi von ſeinem Sitze auf und Samuels körnige Hand fiel ſchallend an mein Geſicht, und es flammte mir vor den Augen. Von Schrecken überfallen, entſprang ich ſchnell zur offenſtehenden Hinterthür, dieweil von Vorne
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