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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
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Seite
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die Eiferer hereingeſtürmt kamen. Ich gelangte in den Hof und mir ſetzten die Verfolger nach. Schneller aber kam ich zum Pförtchen, ſchob haſtig den Riegel hinweg und gelangte ſo ins Freie. Von zwei Seiten folgten mir die Chaſſidim auf die Ferſe, ich lief was ich konnte, um die hintere Seite der Planken und mied die offenen Plätze des Marktes.

Da aber die Pantoffel Jene im Laufen gehindert hatte, gewann ich indeß einen Vorſprung und kam nahe und näher dem niedrigen Walle, der Leſchniow an der Nordſeite um­giebt, und erſtrebte raſch den hintern Abhang. Hier lief ich demſelben entlang, oſtwärts, der Sonne entgegen, lenkte dann in einen tiefen Graben ein und erreichte ſchweißbedeckt jenen Wald, durch den wir gereiſt kamen. Nun ruhte ich aus in einem kühlen Gebüſche und da ich mich ſicher vor den Ver­folgern fühlte, erwachte wieder in mir der Muth und da ſtand ich auf und rief mit begeiſtertem Triumphe:Gott , ich wollte, ich hätte einer ganzen Welt zu trotzen, gilt es Recht und Wahrheit zu verfechten! Und es rauſchten die Bäume und machten das Herz mir trunken ich fühlte, daß Gott mich liebe und ſo ſchwur ich ihm Treue bis in die fernſten Zeiten. Darauf lenkte ich meine Schritte der Fahrſtraße zu und beſchloß den weiten Weg nach Haufe wandernd zurück= zulegen. Ich brach mir eine Weidenruthe aus dem nahen Geſträuch, marſchirte muthig längſt den Spuren der Wagen­räder fort und erreichte erſt ſpät am Nachmittage hungrig und durſtig die Vaterſtadt Brody.

Mein erſter Weg war min zu Gütele. Dieſe ſaß und erwartete ſchon mit Sehnſucht meinegeſegnete Rückkehr. Als ſie meine Stimme beim Eintritt vernommen hatte, er ſchrak ſie freudig und hieß mich tauſend und tauſend Mal willkommen. Speiſe und Trank hielt fie. ſchon vorbereitet und ich ſtaunte über ihre maßloſe Liebe. Nachdem ich an