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und ſprach:„Schande um Schande! Schmach um Schmach! Jetzt kannſt du gehen und den Hunden zu Theil werden; mein biſt du nimmer!“ Alſo ging er fort ſammt den rohen Geſellen, dieweil mir der Athem verging, denn ſchreckliche Angſt hatte die Bruſt mir beklommen. Wäre das Bettzeug der Mutter nicht in den Hofraum zum Lüften gehängt, ich hätte wohl Zuflucht im Bette gefunden, ſo aber irrte ich umher und konnte mich nirgends verbergen. Denn wollte ich in die eine Ecke mich flüchten, ſo ſtellte ſich Sarah mir in den Weg und drängte mit bitterm Spott zu einer andern mich hin. Dazu ſtieg noch aufs Höchſte der Muthwille der Mädchen, einige ſtiegen ſogar von den erhöhten Sitzen herab und wollten ſo gern mit den Augen mich treffen, im Falle die Meinigen ihnen begegnen. Beſtürzt, wie ich war, entſprang ich zur Thüre, öffnete ſie und gelangte ins Vorhaus. Hier beſtieg ich im dunkeln Winkel eine Schichte von Kohlen, dieweil von innen heraus ein helles Gelächter erſchallte, daß in mir Bruſt und Gefühl erbebten. Sarah jedoch ſcheute ſich nicht, kam zur Thüre heraus und die weißgeſchürzten Mädchen hüpften ihr nach. Nur bis zur Schwelle wagten dieſe zu kommen, bogen die lockigen Köpfe vor und ſtießen einander ins Vorhaus. Mit raſendem Herzen ergriff ich Kohle für Kohle, warf ſie auf die ſchamlos Spottenden herab und verſcheuchte ſie ſo.
Darauf brach ich in heftiges Weinen und Schluchzen aus, zerraufte mir wild das Haar und rief:„O Gott! ſiehe, ſieh doch meine entſetzliche Noth! Hätten mich die Chaſſidim lieber erſchlagen, zerriſſen, beſſer, viel beſſer wär es mir als dieſe entſetzliche Schmach zu erdulden! Wie werde ich das ertragen,— Himmel, ich werde raſend!“
So ſaß ich eine Weile auf der Schichte von Kohlen und bejammerte meinen Zuſtand. Endlich vernahm ich Schritte die
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