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des fernen Waldes. Hier ſetzte ich mich auf einen abgeſägten Stamm, umlagert von friſch gefallenem Laub und tiefe Seufzer entrangen ſich meiner Bruſt.„Trotz?“ dachte ich in meiner Erniedrigung vor mir ſelbſt,„Nimmer! nimmer! Was bin ich armes Geſchöpf? Was iſt der Menſch, wenn man von ihm die Kleider nimmt? Ein unwürdiges, lichtſcheues Weſen, das dann ein unſchuldiges Thier beſchämen kann, eine Fliege, eine Mücke, ja, ein Halm auf dem Felde. Wo iſt dann fein Muth, ſeine Kraft, ſein Trotz, ſeine Fröhlichkeit? Ich will nicht mehr trotzen, nein, demüthig ſein, iſt Alles! Mein lieber Gott, ich will mich ergehen laſſen in Stille und Demuth und angeſichts deiner ſchönen Natur vor allem bedenken, daß der nackte Menſch ihrer nicht würdig iſt.n Dies und Aehnliches dachte ich und ahnete dunkel die Wahrheit: daß die erſte Beziehung Gottes zum Menſchen nur die Erbarmung ſei.—
Als mitunter die Dämmerung von Oſten heraufkam, die Wölbung des Himmels umſchattend, ging ich ſtill in die Stadt zurück und zwar zu meinem liebevollen Freunde Jakob. Dieſem erzählte ich in glimpflichſter Weiſe mein heutiges Erlebniß; er aber erzählte es ſeiner Mutter Blümele und Mutter Blümele erſchien und ſprach zu mir die erfreulichen Worte: „Ehrlich, bleibe bei uns; bleibe ſo lange bis deine Lage ſich verbeſſert. Ich kannte deinen Vater, er war ein Freund meines ſeligen Gatten und ich muß dich in Schutz nehmen. Das Bett meines Sohnes iſt breit genug, ſchlafe bei uns und harre geduldig auf beſſere Zeiten.“— Nachdem ſie alſo geſprochen, umarmte ich meinen Freund, er mich, wir gelobten uns Treue und Liebe für das ganze Leben und begaben uns dann miteinander zur Ruhe.
Tage vergingen und all die Rachegedanken meiner Mutter gegen Samuel löſten ſich nur in Schmerzensgefühle auf. Bittere Thränen weinte ſie über meinen Abfall von Gott, klagend ſaß