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wie trauerte das Herz in mir, als ich zum Hauptthor hinaus kam und mich an die zärtliche Aufnahme der Engländer erinnerte, die mich in leiblicher Beziehung, wenn nicht wie ein eigenes Kind, doch mit Ehren behandelt hatten! Doch ich wurde über meine Verſtimmung unmuthig, mehr noch über dieſes mein Bedauern, als ich mich an die eigentlichen Bewegungen meines Geiſtes und an meine Beziehungen zur Natur erinnerte. So ging ich denn fröhlich zur Mutter, erzählte ihr, welche ehrbare Aufnahme ich im Hauſe der Hermelin gefunden, wie man mir ein beſonderes Bett und ein Plätzchen an der Tafel eingeräumt hatte u. dgl. m. Sie freute ſich ſehr darüber, da ſie dieſes Haus jüdiſcher fand als das der Engländer, obgleich die Familie nach deutſchen Sitten lebte.
So vergingen Tage, Wochen und Monate. Schwer ertrug ich die erſte Zeit meiner Erniedrigung vor Allen; jeden Morgen mußte ich mit einem Beſen die Stätte fegen, auf der ich ſchlief, wobei ich wehmüthig zu den Strohhälmchen hier und dort die Worte ſprach:„Laſſet keine Spur von meiner nächtlichen Stätte zurück, verrathet Keinem, daß ich den geglätteten Boden entweiht— ſeht, wie ich euch wegkehre, ſo kehrt es auch mich von einem Brett auf das andere und ſo geht es mit mir vielleicht bis an die Schwelle des Lebens. Mit einem tiefen Seufzer ſtellte ich dann den Beſen in die angrenzende Küche und harrte daſelbſt des gezuckerten Thees, den mir der Dienſtbote aus dem Speiſezimmer herausbrachte. Zu Mittag ſaß ich am Kaſten des ziſchenden Heerdes und zehrte am Zurückbleibſel der Tafel und als die Mädchen und Frauen der zahlreichen Familie thüraus, thürein durch die Küche kamen,(dort find die Häuſer ſo gebaut,) da ſah ich feuerroth in den weißen Teller und zehrend, fühlte ich mich ſelbſt verzehrt. Hätte ich damals gewußt, daß es eigentlich mit mir aufwärts zur geiſtigen Höhe des Lebens geht und daß das“
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