FO
darüber zwei Schwalben mit bewegten Flügeln in der Luft ſich ſchnäbelten. Ich deutete dies auf meine fernere Entwicklung und empfand dabei eine innige Süße in meinem Herzen. Mit ſchnellern Schritten ging ich dann fort, erreichte wieder die Jünglinge und kam mit ihnen in den Wald. Jene unterhielten ſich geſellig und eröffneten allerlei Spiele, ich aber ſonderte mich ab und verlor mich in den dichtern Gebüſchen allein..
So verging denn auch der erſte Mai. Die Stadt hatte ſich ganz von den frühern Schreckniſſen erholt und es begann ein leichtes, munteres Leben. Seiltänzer und Gymnaſtiker kamen, und zogen durch die Gaſſen und Straßen, der neugierigen Menge ihre Kunſtſtücke zeigend, Panoramen⸗-Buden wurden aufgeſtellt und Alles eilte Paris , London und Wien zu ſehen. Auch Comödianten kamen auf zwei Fuhren in die Stadt gezogen, mietheten ein geräumiges Haus und gaben dem Volke„die Welt im Kleinen“ zum Beſten. Ein neues Intereſſe erwachte für meinen Geiſt und ich hatte nichts Eiligeres zu thun als eine Erzählung von Hoffmann in ein Theaterſtück umzubilden. So ſaß ich denn am 5. Mai 1859 bei meinem Freunde Balaban am Tiſche vor dem Fenſter, hatte bereits die Aufſchrift:„Trauerſpiel“ und„erſter Akt“ in großen Zügen hingeworfen und ſchaute ſo nachdenkend hinaus, wie ich wohl am beſten beginnen könnte. Ich ſann und ſann— plötzlich lenkten vorübereilende Geſtalten meine Aufmerkſamkeit auf ſich. Je länger ich hinſah, deſto deutlicher ſah ich Leute am Fenſter vorbei laufen— ſie deuteten mit Fingern nach dem ſüdlichen Himmel. Balaban lief hinaus, ich ihm nach, und wir bemerkten in großer Anzahl Männer und Weiber mit ängſtlichen Geberden dahinſtürmen. Keinen konnten wir aufhalten, daß er uns ſage, was es denn eigentlich gebe.