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So gelangten wir, ebenfalls laufend, in die Hauptſtraße und gewahrten mit pochendem Herzen einen dichten Qualm, der aus dem ſüdlichen Theile der Stadt ſchwarz zum blauen Himmel emporſtieg. Größer und ſtärker wurde er— größer und ſtärker die laufende Menge. Aus allen Gaſſen von rechts und links ſtrömten Beſtürzte hervor, blieben ſtehen, liefen theils zum Feuer, theils in ihr Haus zurück, rufend:„Retten! Retten! beſteigt die Dächer! Nehmt Kannen und Feuerhacken!— Indeß dehnte ſich der Qualm nach der Breite und Höhe und wölbte ſich mit eherner Ruhe. Die Angſt ſtieg, keiner ging im Schritt, unſtätt ſchweiften die Blicke der blaſſen Geſichter dahin und dorthin und dumpf ertönte die große ſchwere Glocke: ‚ Bang— bang— bang— bang—“ Eine Art von Ohnmacht fühlte ich in den Knieen, denn zu ſehr hatte die ungewohnte Erſcheinung ſich meines Gemüthes bemächtigt, ich zitterte an allen Gliedern, Balaban verlor ſich in der Menge und ich vergaß, daß ich eine hilfloſe Mutter habe.
Ich kam ins Gedränge in der Nähe des Feuers und ein erſtickender Rauch drängte Alle zurück. Man ſah gar keine Flamme und die Verwirrung des Menſchenknäuls erſchwerte Flucht und Rettung. Da barſt eine Reihe von kleinen, alten Häuſern und ein entſetzliches Funkengewühl ſprühte mit lodernder Flamme empor. Erſchreckt kehrten alle die bleichen Geſichter zurück, jeder eilte an ſein Hab und Gut und man räumte haſtig, was man räumen konnte. Indeß ſchmolzen die Fenſter der gegenüberſtenden Häuſer, hungrige Flammen langten züngelnd hinein und ſprengten bald von innen heraus die ſchindelbeſchlagenen Dächer. Beide Flammen von rechts und links ſchlugen dann flackernd an einander hoch auf und harrten der Befehle des Oſtwindes, der bald mit Sturmeskraft herangebrauſt kam. Nun begann erſt des Brandes erſchütternde Entwicklung. Mit erhabener Ruhe wälzte er ſich