durch Paul Schlenther ermutigt, einen letzten Versuch bei der Vossischen Zeitung, den Romanvorabdruck unterzubringen, wenngleich er damit keinerlei Hoffnungen verbinden kann. Am 4. Juni 1888 schreibt er an Paul Schlenther, der die Vermittlung des Manuskriptes an Stephany übernommen hatte: « Zwei große Pakete gehen morgen in die Welt, das eine an Dr. Liepmann, mit, wenn ich nicht irre, durch Stephany schon akzeptierten Sachen mannigfachster Art, das andre an Sie mit der höchst fragwürdigen ,Stine‘. ,Thou comest in such a questionable shape.‘ L« Du kommst in so fragwürdiger Gestalt»: Shakespeare, «Hamlet», I/4J Meine Hoffnungen auf Annahme - selbst wenn Ihre Empfehlung, was doch auch noch unsicher, der Arbeit zur Seite stehen sollte - sind sehr gering, aber alle Tage geschieht das Unwahrscheinlichste, und das Wahrscheinlichste läßt einen im Stich. Und so mögen denn die Würfel fallen. Schlimm ist es für mich, daß mir die sogenannten ,Familienblätter‘, in denen sub rosa ganz anders geschweinigelt wird, verschlossen sind. Auch der Mut der relativ Kühnsten reicht dazu nicht aus. Schließen Sie aus diesen Worten aber nicht, daß ich in ,Stine‘ was ganz besonders Schreckliches biete. Bei Lichte besehn, ist es noch harmloser als .Irrungen, Wirrungen*, denn es kommt nicht einmal eine Landpartie mit Nachtquartier vor. Und darauf läuft doch die eigentliche Untat hinaus!» Ein knappes halbes Jahr nach jenen Angeboten an Dominik und Kürschner wagt es Fontane jedenfalls nicht mehr, für den Abdruck irgendwelche Bedingungen zu stellen, die er freilich als Mitarbeiter der Zeitung wohl auch nicht stellen mag.
Paul Schlenther reagierte auf den Brief Fontanes schnell und mit anerkennenden Worten, was Fontane zum Anlaß nimmt, am 13. Juni zu seinem Werk näher Stellung zu beziehen: « Besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen. Es kann mir nichts Besseres passieren, als ,Stine‘ gerade jetzt an Stephany geschickt zu sehn, wo Warmbrunn und Kynast und Prinz Heinrichs Viererzug und die Leuchtfeuer auf den Bergen für die denkbar beste Stimmung Sorge tragen. Einen Bericht über die Ermordung Wallensteins, der sich, glaub ich, auch dort im Archiv befindet, wage ich unter den Erheitrungs- mitteln nicht mit aufzuzählen. - Was Sie schreiben, ist alles nur zu richtig. Stine, als Figur, bleibt weit hinter Lene zurück, und da sie Hauptheldin ist und dem Ganzen den Namen gibt, so hat das Ganze mit darunter zu leiden. Davon wäscht mich kein Regen ab, und auch der Umstand, daß die Pittelkow und der alte Graf Haldem zu den besten Figuren meiner Gesamtproduktion gehören, kann die Sache nicht wieder ins gleiche bringen. Ich habe dabei nur einen Trost: je länger ich lebe, je klarer wird es mir, es ist auch gar nicht nötig, daß einem ein Ding in allen Teilen glückt. Es ist nur wünschenswert. Geht dieser Wunsch aber nicht in Erfüllung, und dies ist die Regel, und selbst die Großen und Größten sind diesem Gesetz unterworfen, so muß man schon zufrieden sein, wenn dem mühe- und liebevoll Geschaffenen die Existenzberechtigung zugesprochen wird. Das ist schon sehr viel,
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