Heft 
(1891) 67
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Unwiederbringlich.

da zu sehen: einen Elfenbeinkamm von Thhra Danebod, einen Haarbüschel a la Oüinoise von Gorm dem Alten und einen eigenthümlich geformten Backzahn, in Betreff dessen die Gelehrten sich streiten, ob er von König Harald Blauzahn oder von einem Eber der Alluvial - Periode herstammt. Ich persönlich bin für das Erstere. Denn was heißt Eber? Eber ist eigentlich gar nichts, schon des­halb nicht, weil die historische Notiz im Katalog immer die Hauptsache bleibt und über einen Eber meistens nur sehr wenig, über einen halb sagenhaften See­könig aber sehr viel zu sagen ist. Ich bin Ihres Interesses für derlei Dinge ziemlich sicher, und als Genealoge werden Sie die Haraldblauzahn'schen Ver­wandtschaftsgrade zu Ragnar Lodbrok oder vielleicht sogar zu Rolf Krake sest- stellen können. Also für Sie, Holk, ist am Ende gesorgt. Aber was mich angeht, ich bin nun mal mehr für Lucile Grahn und für Vincent und wenn es nicht anders sein kann, selbst für eine ganz alltägliche Harlequin-Pantomime."

Glaub's," lachte Holk.

Ja, Sie lachen Holk. Aber wir sprechen uns wieder. Ich redete da vorhin was von drei Wochen; nun ja, drei Wochen mögen gehen, aber sechs und richtig gerechnet beinah sieben, denn die Prinzessin schenkt einem keine Stunde und hat kein Fiducit zum neuen Jahr, wenn sie das alte nicht in Fredericksborg zu Grabe geläutet hat, sieben Wochen, sag' ich, das ist muthmaßlich auch für Sie zu viel, trotzdem Pastor Schleppegrell ein Charakter und sein Schwager vr. Bie eine komische Figur ist. Mißverstehen Sie mich übrigens nicht, ich weiß recht gut, was ein Charakter und noch mehr, was eine komische Figur unter Umständen Werth ist; aber für sieben Wochen ist das Alles zu wenig. Und wenn es nicht schneit, so regnet es, und wenn Regen und Schnee versagen, so stürmt es. Ich habe schon viele Windfahnen quietschen und viele Dachrinnen und Blitzableiter klappern hören, aber solch' Geklapper wie in Fredericksborg gibt es nirgends mehr in der Welt. Und hat man Glück, so spukt es auch noch, und ist es keine todte Prinzessin, so ist es eine lebendige Kammerfrau oder eine Hofdame mit wasserblauen Stechaugen . . ."

Ach, Peutz, daß Sie nichts sprechen können, ohne dem armen Fräulein einen Tort anzuthun. Denn die Hofdame mit den Stechaugen, das soll doch natürlich die Rosenberg sein. Wären Sie nicht fünsundsechzig und wüßt' ich nicht, daß Sie zu andern Göttern schwören, ich glaubte wahrhaftig, Sie wären in Ebba verliebt."

Das überlasse ich Andern."

Erichsen?"

Versteht sich, Erichsen." Und er lachte herzlich.

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Tags darauf, gerad' um die Mittagsstunde, hielten zwei Wagen vor dem Palais der Prinzessin, deren Dienerschaft mit sammt dem Gepäck schon eine Stunde vorher, und zwar unter Benutzung der nach Helsingör führenden Eisen­bahn, aufgebrochen war. Man vertheilte sich in den zwei Wagen wie damals aus der Rückfahrt von der Eremitage her, im ersten Wagen saß die Prinzessin mit der Schimmelmann und Ebba, im zweiten die drei Herren. Es war ein sonnenloser Tag, und graue mächtige Wolkenmassen zogen am Himmel hin. Aber

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