Heft 
(1891) 67
Seite
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Unwiederbringlich.

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Betten wir ihn in den Todten-Saal Von Thorslund oder Olafskirke?

Betten wir ihn in Gjeddesdal Unter der Trauerbirke?

Betten wir ihn in die Krhptcapell'n In Roeskilde, Leire, Ringstede?

Sage, Herrin, wohin wir ihn stell'n,

Eine Ruhstätt' für ihn hat jede.

Jeder Kirche gab er, um was sie bat,

Altäre, Thürme, Glocken,

Und jede, wenn sie hörter naht",

Wird in Leide frohlocken.

Eine jede ladet ihn zu sich ein In ihrer Pfeiler Schatten ..."

Da sprach Brigitte:Hier soll es sein,

Hier wollen wir ihn bestatten.

Wohl hat er hier keine Kirche gebaut Die stand schon viel hundert Jahre

Hier aber, als Herluf Trolle's Braut,

Stand ich mit ihm am Altäre.

Vor demselben Altar, auf selbem Stein,

Steh' er wieder in aller Stille,

Nichts soll dabei gesprochen sein,

Als, Herr, es geschehe Dein Wille.

Morgen aber, eh' noch der Tag erstand,

In seinen Kirchen allen,

Weit über die See, weit über das Land,

Soll'n alle Glocken erschallen.

Und zittert himmelan die Lust Als ob Schlachtendonner rolle,

Dann in die Herlufsholmer Gruft Senken wir Herluf Trolle."

Holk schob das Blatt wieder in den Brief und den Brief wieder in das Couvert und wiederholte dabei leise vor sich hin:Und in die Herlufsholmer Gruft, Senken wir Herluf Trolle . . . Hm, gefällt mir, gefällt mir gut. Es hat eigentlich keinen rechten Inhalt und ist bloß eine Situation und kein Gedicht, aber das thut nichts. Es hat den Ton, und wie das Colorit das Bild macht, so wenigstens hat mir Schwager Arne mehr als einmal versichert, so macht der Ton das Gedicht. Und Alfred wird Wohl Recht haben, wie gewöhnlich. Ich will's heute noch abfchreiben und an Christine schicken. Oder noch besser, ich schick' ihr gleich das rothe Blatt. Daß es aus einem Pastorhause kommt, wird ihr das Gedicht noch besonders empfehlen. Aber freilich, ich werde die kleine Frau vorher doch noch bitten müssen, ihren Namen und vor Allem auch ihren Stand mit darunter zu schreiben, sonst mißglückt am Ende das Ganze. Das Rosapapier ist ohnehin suspekt genug, und die steife Waschzettelhandschrift, ja wer will sagen, wo sie herstammt; Hofdamen haben auch merkwürdige Handschriften."