Heft 
(1891) 67
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Unwiederbringlich.

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hatte nicht übel Lust, einen halben Heiligen aus ihm zu machen, worin ihn, natürlich ironisch, Pentz und die Rosenberg unterstützten. Die Prinzessin aber ' nahm die Sache ganz ernsthaft, fast so ernsthaft wie Schleppegrell und sagte:

-Grundtvig ist ein bedeutender Mann und so recht angethan, ein Dänenstolz zu ! sein. Aber einen Fehler hat er doch, er muß immer etwas Apartes haben und sich von dem Rest der Menschheit, auch selbst der dänischen, unterscheiden, und ! wiewohl ihm nachgesagt wird, er stelle Dänemark so hoch, daß er ganz ernsthaft ! glaube, der liebe Gott spräche Dänisch, so bin ich doch sicher, daß er von dem Tag an wo dies feststände, mit allem Nachdruck behaupten und beweisen würde: i der liebe Gott spräche Preußisch. Grundtvig kann nicht ertragen, mit irgend Jemandem in Uebereinstimmung zu sein. Hieraus, liebe Dobschütz, spricht ganz und gar der Ton unserer Tisch- und Abendunterhaltungen, und ich füge diese kleine Geschichte meinem Briefe mit allem Vorbedacht hinzu, weil ich weiß, wie sich Christine für Pastoralanekdoten und theologische Streitigkeiten interessirt. Und die Frage nach der Jntimsprache Gottes kann vielleicht dafür gelten. Noch­mals die herzlichsten Grüße. An Christine schreibe ich morgen, wenn auch nur ! einige Zeilen."

Er couvertirte nun diesen Brief an die Dobschütz, zugleich die beiden andern an Asta und Axel und war eben damit fertig, als es klopfte.Herein." Aber das Klopfen wiederholte sich nur, so daß Holk aufstand, um sehen, was es , sei. Draußen stand Karin, die verlegen vor sich hin sah, trotzdem Verlegenheit Z zu den letzten ihrer Eigenschaften zählte. Sie behändigte Holk einige Zeitungen und Briefe, die der Postbote, der sehr eilig gewesen, um Zeitersparnisses willen 1 unten beim gnädigen Fräulein mit abgegeben habe. Das gnädige Fräulein lasse sich dem Herrn Grafen empfehlen und habe vor, mit Baron Pentz einen Spaziergang zu demStein" im Park zu machen, der Herr Graf wüßten schon bis zu welchem Stein. Holk lächelte, ließ sich entschuldigen und nahm dann seinen Platz wieder ein, um zu sehen, was die neueste Post gebracht habe. Die Zeitungen, die bei der momentan herrschenden politischen Windstille wenig versprachen, schob er bei Seite und musterte dabei schon die Handschriften der eingetroffenen Briefe. Sie ließen sich alle leicht erkennen; das war die des 1 alten Petersen, das die seines Gärtners und diese hier die Handschrift Arne's, seines Schwagers. Der PoststempelArnewiek" bestätigte nur.

Von Alfred? Was will er? Er faßt doch sonst die Machtvollkommen­heiten seiner Majordomusschaft weitgehend genug auf, um mich durch Anfragen nicht groß zu stören. Und ein wahres Glück, daß er so verfährt und überhaupt so ist, wie er ist. Ich habe nicht Lust, mich hier um Wollpreise zu kümmern » oder um die Frage, wie viel Fetthämmel nach England verladen werden sollen. » Das ist seine Sache, bezw. Christinen's, und Beide verstehen es außerdem viel »besser als ich; die Arne's waren immer Agriculturgrößen, was ich von den I Holks eigentlich nicht sagen kann; ich meinerseits habe immer nur den Anlauf .dazu genommen. Also was will er? Aber wozu mir den Kopf mit Ver- ^ muthungen zerbrechen." Und dabei nahm er den Brief und schnitt ihn mit

1 einem kleinen Elfenbeinmesser auf, aber langsam, denn er stand unter einem Vor- ^ gefühl, daß ihm der Brief nicht viel Erfreuliches bringen werde.