Willkürliche und unwillkürliche Bewegung.
Von
W. Henke.
(Schluß.)
IV.
Eine andere Art von Kombination deutlich willkürlicher Bewegungen mit solchen, von denen wir nun nicht mehr sagen können, daß wir sie gewollt haben, kommt zu Stande, wo bei Regulirung derselben nicht nur Vorstellungen von dem, was geschehen soll, sondern auch neue Eindrücke von dem, was successiv bereits geschieht, mitbestimmend sind. Dahin gehören besonders die Bewegungen, von denen der richtige Gebrauch der Sinnesorgane zur Ausnahme von Eindrücken begleitet ist, vor Allem beim Gebrauche der Augen.
Wenn ich einen Gegenstand ins Auge fassen, wenn ich ihn sehen will, richte ich meine Augen dahin, wo er ist. Das thue ich, weil ich es will. Das weiß Jeder, daß er das kann und thut, wenn und weil er es will, und die einfache Probe darauf ist, daß er es, wenn er will, ebenso gut auch lassen kann, selbst wenn ein Gegenstand erst seine Aufmerksamkeit reizt, daß er ihn sehen möchte, aber er will sich das eben nicht merken lassen; also läßt er es und sieht nicht hin. Wenn ich hinsehe, ist der Zweck sofort erreicht. Ich habe den Gegenstand im Auge; sofort stehen die Augen auch still, so lange ich ihn ansehen will. Dabei wissen und merken wir vor- und nachher nicht, was schon dazu gehört hat, diesen einfachen Zweck zu erreichen; aber es ist Alles geschehen, weil wir ihn haben erreichen wollen.
Da ist das Auge, oder vielmehr sind die beiden Augen mit ihrer Directions- linie gerade auf einen und denselben Punkt hin eingestellt, den wir haben ins Auge fassen wollen; denn nur so kommt es zu dem, was wir wollten, daß wir ihn mit beiden Augen zugleich, aber wie einen einzigen sehen. Wir haben, um dies zu erreichen, durch die Spannung von einem Dutzend Muskeln, deren jeder mehr oder weniger fest hat anziehen oder Nachlassen müssen, beide Augen eingestellt, und zwar beide gleich viel nach links, rechts, oben oder unten, je nachdem von
Deutsche Rundschau. XVII, 7. 3