42
Deutsche Rundschau.
nach rechts oder links, weil ja nun die Last erst recht abwechselnd von dem rechten und linken Fuße getragen, wird. Es sind ja nun auch bei der Bewegung des Gehens die Lagen der Abschnitte des Körpers zu einander, die Vertheilungen ihrer Last und die Stützungen derselben auf einander so viel mehr noch immer wechselnd wie beim Stehen, daß auch die Widerstände der Muskeln gegen ihr Umfallen oder Einknicken von oder über einander beständig wechseln müssen.
Und das geht nun doch auch Alles wieder gerade so zu wie beim Stehen. Wir bekümmern uns gewöhnlich nicht darum, wir wissen und bemessen gar nicht, wie es dabei zugeht. Es geschieht Alles wie von selbst. Aber es richtet sich doch beständig darnach, wie die Bedingungen dazu aus der beständig Wechselnden Lage der bewegten Glieder folgen, und es wirkt ebenso auch die Wahrnehmung dieser Lage der Dinge durch Gefühl, Auge u. s. w. beständig bestimmend dabei mit. Wir werden uns auch sofort der Betheilung unserer sinnlichen Eindrücke, der Uebertragung und Berechnung dessen, was dabei zu thun ist und der Absicht dies zu thun bewußt, sowie etwas ungewöhnlichere Umstände eintreten und eine Gefahr zu fallen herbeisühren. Es geschieht dann Wohl nur dasselbe mit Bewußtsein, was sonst auch geschieht, nur daß wir uns gewöhnt haben, es gar nicht zu beachten.
Es hat aber eine Zeit gegeben, in der wir das Alles auch noch bemerkt, beachtet und absichtlich uns darnach benommen haben. Das war, als wir Kinder waren und Stehen, Gehen und Lausen lernten. Da haben wir ohne Zweifel bei den ersten Versuchen des aufrechten Hinstehens und des Vortretens von einem Fuße auf den anderen sehr Wohl die Gefahr bemerkt, in die wir oft dabei kamen, auf die eine oder andere Art zu fallen, und haben dann bemerkt, daß wir mit unserem Willen etwas thun oder erreichen konnten, wodurch dies Fallen verhindert wurde, und haben es dann jedesmal gcthan. Mit der Zeit ist dies dann uns oder den Organen unseres Körpers so geläufig geworden, daß wir es thun, ohne noch daran zu denken, oder daß die Organe es allein oder unwillkürlich alle Mal den Umständen gemäß verrichten.
VI.
Vollends aber begegnen wir nun den mannigfachsten Zusammenwirkungen von Absichten, Wahrnehmungen und Berechnungen mit viel oder wenig oder ohne alles Bewußtsein, wenn wir am Ende einige solche Bewegungsarten überblicken, welche nicht jeder Mensch mit aus die Welt bringt, oder in der Kindheit lernt, sondern die nur der Einzelne zu verschiedenen Zeiten und zu besonderen Zwecken sich angeeignet hat.
Denken wir zuerst an den Tanz, der ja nur eine andere künstlichere Art als das Gehen und Laufen ist, wodurch wir uns allein oder zu Zweien mit einander in aufrechter Haltung von einem Fuße aus den anderen von der Stelle bewegen. Da tritt an die Stelle des einförmig gleichmäßigen Vorschreitens die eine oder andere Art hüpfender oder schleifender Schritte mit beständigen, oder ebenfalls wieder abwechselnden Drehungen, oder auch sonst begleitenden Gebärden Wie Neigungen, Beugungen und Handbewegungen verbunden, und zur Regulirung