Heft 
(1891) 67
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Deutsche Rundschau.

Insbesondere das Zwischenglied der gesprochenen Worte und Laute, deren Bilder die Buchstaben ja von Hause aus sein sollten, ist so zu sagen, ausge­schaltet und eine directe Verbindung des Gedankeninhaltes der Worte mit ihren schristlichen Abbildern hergestellt. Wir haben da jedenfalls die Idee, daß wir schreiben, ohne uns die Worte auch nur in Gedanken zuvor, wie hörbar vorzu­sagen, ebenso wie wir lesen ohne zu sprechen. Und doch spielt im Grunde noch immer die ganze Reihe von Uebergängen der Gedanken in Worte und Schrist- züge unmerklich fort, durch deren absichtliche Verknüpfung wir zuerst schreiben gelernt haben, wie man daran sehen kann, wenn kleine Störungen eintreten. Man verschreibt sich z. B. ebenso, wie man sich verspricht, indem irgend ein Wort oder Buchstabe aus der nächsten Gedankensolge in die, welche eben ge­schrieben wird, zu früh Antritt. Hier vollzieht sich also ein Theil der Ueber- gänge zu schnell, ein anderer zuvor langsamer, und so kommen sie durch­einander, ehe sie alle Stufen passirt haben. Wenn man dagegen einmal absichtlich wieder in diesen Zusammenhang eingreifen, z. B. sich irgend eine angewöhnte Unart seiner Handschrift, aus die man aufmerksam geworden ist, Abgewöhnen will, so erfordert dies stets eine Unterbrechung des ganzen ge­läufigen Ganges der Arbeit, weil er für gewöhnlich viel zu schnell und un­merklich verläuft, als daß man Zeit hätte, an eine Einzelheit, wie ein Buch­stabe, den man schlecht zu schreiben gewohnt ist, zu denken und die nöthige Verbesserung mit Absicht herbeizuführen. So ist es ja bekanntlich schon eine Art von Anstrengung, zu der man einen Moment anhalten muß, wenn man, wie Bismarck will, seinen Namen deutlicher schreiben soll, als man sich mit der Zeit angewöhnt hat.

VII.

Ich .breche hiermit die Reihe der verschiedenen bisher zergliederten Arten von Bewegungen ab, welche sich leicht nicht nur durch weitere Beispiele derselben vermehren, sondern namentlich auch nach der körperlichen und geistigen Seite noch weiter analysiren ließen. Ich habe sie mit Absicht im Ganzen rein descriptiv behandelt, weil ich es auch wesentlich schon als eine sehr dankbare Beschäftigung erachte, zu der es sich verlohnt anzuleiten, wenn man rein an sich selbst im Wege der Beobachtung prüft und sich erklärt, wie viel oder wenig man bei der Herbeiführung der Bewegungen, die man macht und durch die man nach außen wirkt, mit seinem Willen betheiligt ist und sie dirigirt, oder ihr Verlaus sich mehr wie von selbst abspielt. Nur beiläufig drängt sich daneben, besonders bei der Betrachtung der absichtlich erlernten Beschäftigungen außer der Frage nach ihrer Entstehung auch die nach ihrem wesentlichen Grunde, oder ihrer Erklärung entweder aus mehr körperlichen Einrichtungen der Organe, oder aus mehr Eingreifen geistiger Vorgänge, deren Ergebniß sich als Wille darstellt auf. So will ich denn doch am Ende auch auf diese noch kurz Angehen.

Wenn das Ergebniß aller Selbstbeobachtung unseres geistigen Einflusses und aller Zergliederung der körperlichen Vorgänge nicht nur bei verschiedenen Arten von Action unserer Bewegungsorgane, sondern auch bei jeder etwas zusammen­gesetzteren Art derselben war, daß sich die Unterscheidung dessen, was wir rm!