Willkürliche und unwillkürliche Bewegung.
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TM Willen, mit bewußter oder erst zum Bewußtsein bringbarer Absicht und Ee-
zge- rechnung thun, oder nicht, sehr schwer scharf durchführen läßt, sondern die Er-
,ren Meinungen des beabsichtigten und des von selbst sich abspielenden Verlaufes der
Wir Bewegungen sehr unmerklich ineinander übergehen, so drängt sich bei jedem Ver-
czu- suche, sich den Hergang zu erklären, die Neigung auf, von der einen der beiden
roch verschiedensten Möglichkeiten, der rein willkürlichen Einleitung deutlich beab-
cift- sichtigter Bewegungen oder der rein unwillkürlichen oder Reflexbewegung auszu-
iben gehen und dann die andere im Anschlüsse an jene auf ein verwandtes Spiel
üen. gleichartiger Organe zurückzuführen.
ein Die eine der beiden Erklärungsarten, die sich hieraus ergeben, ist scharfsinnig
ge- und consequent von dem großen Anatomen Henke in einem feiner anthropologischen
ber- Vorträge „vom Willen" durchgeführt. Er geht von dem Hergange bei den ohne
erch- Willen zu Stande kommenden Reflexbewegungen aus, und indem er die vom
-mal Willen abhängigen möglichst auf eine gleichartige Reihe von Wirkungen aller be-
eine theiligten Organe zurückführt, kommt er, kann man sagen, zu dem Resultate,
ist, den Willen zwar nicht gerade zu leugnen, aber doch als eine besondere Art von
ge- Bewegungsursache zu eliminiren. Er bezeichnet ihn einmal geradezu nur als
fln- eine „Vorstellung von besonderer Aecentuirung". Er zerlegt seine Einwirkung
Zuch- auf Bewegung in drei Acte, 1) den Entschluß oder die Absicht zu einer Hand-
thige lung, 2) die daraus entstandene Vorstellung von der dazu nöthigen Bewegung
und 3) den Eintritt dieser Bewegung selbst. Indem er dann diese so entstandene aran, Vorstellung von der beabsichtigten Bewegung möglichst auf eine Stufe mit
t der einer directen sinnlichen Anschauung oder einem Producte peripherer Reizung
in einem Sinnesorgane stellt, läßt er jenen geistigen Vorgang auf Nerven und ihre Verknüpfung im Centralorgan ebenso einwirken, wie dieser körperliche Act der Reizung sensitiver Nerven beim Reflex, und läßt also seine Wirkung lrten gleicherweise auf den motorischen Nerven überspringen, der dann die Muskeln
elben Zur Contraction oder Hervorbringung einer Bewegung veranlaßt. So kommt
Leite ^ Zu dem Resultate, die willkürlichen Bewegungen den reflectorischen so
rein „anzureihen" oder „an die Seite zu stellen", daß sie auch nur eine Art reflec-
kbare torischer Erregung der Bewegungsorgane darstellen, wobei eine uns vorschwebende
r ^ Vorstellung von dem, was geschehen kann oder soll. Wie ein äußerer Reiz den
venig Anstoß dazu gegeben hat, daß es geschieht, der Wille aber nur als eine ent-
man ferntere Ursache mitgewirkt oder, wie er es auch einmal ausdrückt, sein Ziel nur
r ihr ^uf einem Umwege erreicht hat, indem er die Vorstellung der Bewegung her-
ceben, Norries.
außn Der schwache Punkt in dieser ganzen Deduction fällt leicht in die Augen, oder ^Ran kann ja Wohl, wenn man will, die Einwirkung des Willens auf die Be-
oder Regung in jene drei Acte, Absicht, Vorstellung und Eintritt der Bewegung ein-
!stellt, Mer sie folgen sich nicht so, daß die Absicht der Vorstellung vorhergeht,
sondern sie setzt dieselbe als schon zuvor bestehend voraus. Eine Absicht, daß s und ^was geschehen solle, wäre gegenstandslos ohne die Vorstellung von dem, was
Arten geschehen soll. Also der Entschluß entsteht schon auf Grund der Vorstellung; sie
amen- nicht erst durch ihn hervorgerufen und ohne ihn würde sie eben keine Be-
c M tvegung zur Folge haben; sondern der Entschluß ist eben das Neue und Eigen-