Heft 
(1891) 67
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Deutsche Rundschau.

thümliche, Was so auf die Nerven wirkt, daß es zu einer Bewegung kommt. Vorstellungen liegen freilich stets zu Grunde und wirken stets mit, um die Be­wegung im Einzelnen darnach zu regeln. Es kommen auch beständig durch die den Erfolg controllirenden Sinnesorgane noch neue Eindrücke hinzu, welche die Vorstellung und die darnach geregelte Bewegung beeinflussen; aber dies sind doch immer nur Beiträge zur Bildung der Vorstellungen, aus Grund derer gehandelt wird, und die Handlung selbst ist eben die eigenartige Wirkung des Willens. Es würde auch jede Phantasie an der Vorstellung eines in dem Raume unseres Körpers eingeschlossenen Nervensystemes erlahmen, das einen Reflexapparat dar­stellen sollte, in welchem für jeden neuen Eindruck, der sich im Verlause einer Bewegung ergibt und jede Vorstellung von einer solchen, wie sie die Willensabsicht producirt und dem Apparat als Aufgabe stellt, schon ebenso der richtige Reflex in Gestalt einer angemessenen und zweckmäßig abgemessenen Anstrengung ganzer Gruppen von Muskeln vorgesehen wäre, der sofort eintreten muß, wenn diese Eindrücke verwerthet oder diese Vorstellungen realisirt werden sollen. Einfache wiederkehrende Bewegungen auf einfache wiederkehrende Reize, wie Verkleinerung der Pupille auf Lichteinsall kann ein Apparat, wie wir sie als Organe dafür in Ganglien, Gehirn und Rückenmark kennen, vermitteln, und sie können auch der Stärke des Reizes an­gemessen stärker oder schwächer ausfallen; aber nicht ganze Reihen stets abwechseln­der Bewegungen von allerlei Muskeln und Gelenken unter stets wechselnden Be­dingungen, die sich aus den augenblicklichen Umständen ergeben und denen sie stets augenblicklich neu angepaßt werden müssen.

Vor Allem aber steht dieser Auffassung die offenbare Erfahrung entgegen, daß wir nicht nur bei den einfachsten Fällen, wie Ausstrecken oder Biegen eines Fingers, sondern auch bei jedem entschiedenen Schritt und Tritt, Blick und Wort uns deutlich bewußt sind, zuerst die Vorstellung zu haben, was da ge­schehen kann, und es dann mit Absicht thun oder lassen zu können, mag das Motiv, warum wir es thun oder lassen, sein, welches es wolle. Dieser einfache Willensact und die einfache sinnliche Wahrnehmung sind nun einmal die Leider einfachen Hauptstücke jeder Wechselwirkung zwischen geistigen Vorgängen und der Organen unseres Körpers, die im Dienste desselben stehen, von welchen jede Analyse des Jneinandergreifens beider ausgehen muß, das eine für die Wirkung, die wir nach außen ausüben können, welcher als entferntere Ursache geistig! Vorgänge, Vorstellungen, Absichten und Berechnungen vorausgehen, und das andere für die Aufnahme äußerer Eindrücke, welche dann durch geistige Vorgäng! zu Vorstellungen von der Außenwelt verarbeitet werden (wie dies besonders durch Helmholtz für die Ergebnisse des Sehens durchgeführt worden ist).

Also ist offenbar auch die Auffassung aller hier beschriebenen Vorgänge di natürlichere, welche eben von den einfachsten Fällen ausgeht, in denen dies ein­fache psychophysische Grundfactum der Wirkung eines bewußten Willens aus di Organe der Bewegung offenbar vorliegt, und dann weiter nachgeht, wie wei! sich diese oder eine im Grunde gleichartige Einwirkung auch in den nicht so ein­fachen und offenbaren Fällen noch erkennen läßt. Das Grundkriterium odei sichere Merkmal eines jeden geistigen Vorganges, also auch des Willens, ist P sein Auftreten in unserem Selbstbewußtsein. Wo dies fehlt, kann man nich>