Heft 
(1891) 67
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Hundert Jahre italienischer Bildnißmalerei.

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Mt" wieder ein Gemälde, welches einen Feldherrn hoch zu Roß darstellte: das Reiter-

isken. bildniß Karl's V. von der Hand Tizian's, jetzt im Madrider Museum. Die

jmen. Entwicklung, die zwischen jenen beiden Gemälden und diesem liegt, ist gewaltig, l den Zeigen die slorentinischen Reiterbildnisse die Bildnißmalerei noch als unmittel- Zahr- bare Nachahmerin der Bildnißplastik, so offenbart sie sich uns in Tizian's Bilde einst auf der höchsten Stufe ihrer malerischen Entwicklung, im klarsten Bewußtsein

l erst ihrer selbständigen Kraft, im vollsten Besitze ihrer eigensten Mittel.

Vene-

eiter- Wenden wir uns nun zunächst den im Aufträge des Dargestellten oder

Ende seiner Angehörigen gemalten Einzelbildnissen zu, so sehen wir uns Anfangs mzen nur schlichten, in der Regel nicht einmal völlig lebensgroßen Brustbildern in htlich scharfer Profilstellung gegenüber. Auch ihnen war die Plastik vorangegangen.

Offenbar haben die Schaumünzen mit ihren Profildarstellungen in halb erhabener r die Arbeit die frühen Darstellungen von Einzelbildnissen beeinflußt. Es ist eine ckkopf bezeichnende Thatsache, daß der Veronese Vittor Pisano, dessen Geburtszeit bis sache, um 1380 hinaufgerückt werden muß er war also älter als Uccello, Castagno t des und Masaccio nicht nur der Neubegründer der Kunst, Medaillen zu gießen s ur- und nachzuciseliren, war, sondern auch als einer der ältesten Bildnißmaler Italiens erste, von zeitgenössischen Dichtern und Geschichtsschreibern gefeiert wird. Das einzige und erhaltene Bildniß. welches ihm, wie es scheint mit Recht, zugeschrieben wird Zaolo es befand sich in der Sammlung Barker in London, das Brustbild des llo's, Lionello d'Este, scheint in seiner nur halben Lebensgröße, seiner scharfen Seiten- atta anficht, seiner plastisch kalten Behandlung in der That unmittelbar aus den e auf Schaumünzenbildnissen abgeleitet zu sein. Die meisten übrigen Einzelbildniffe, ande, welche der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zugeschrieben werden oder wurden, das sind etwas späteren Ursprungs. Insbesondere Masaccio, dem großen bahn- nach brechenden Florentiner des ersten Viertels des Jahrhunderts, wurden noch vor t der zwanzig Jahren etwa ein Dutzend Bildnisse in den verschiedensten Sammlungen des Europa's zugetheilt. Aber kein einziges derselben wird von der gegenwärtigen i an- Forschung anerkannt. Sie gehören alle jüngeren Meistern an. Erst in der ello's zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wetteiferten Bildhauer und Maler in der l das Darstellung von Bildnißbüsten. Erst jetzt fing in italienischen Privathäufern re zu die Sitte an, Kamine, Gesimse und Thürstürze mit farbigen plastischen Bildniß- a del büsten, die dazwischenliegenden Wände mit gemalten Bildnißtafeln zu aleru schmücken.

ührer Allmälig verloren die gemalten Einzelbildniffe ihre starre Profilstellung, die wie selbst die Schaumünzen nicht in allen Fällen einhielten, ihre Beschränkung auf rofil- die Büste aber gaben sie im 15. Jahrhundert überhaupt kaum auf. Von vorn enug- und in dreiviertel Ansicht gesehene Brustbildniffe sind aus der zweiten Hälfte des jrend Jahrhunderts keineswegs selten. Aber bei den strengeren Meistern überwiegen doch uoch die Profilbildnisse. Hierher gehören die mit Recht oder Unrecht*) Botticelli niste

'K -er ^ Gerade in Bezug auf die Urheber mancher italienischen Bildnisse gehen die Ansichten der lhr Kenner neuerdings weit auseinander. In diesen, dem vergleichenden Bilderstudium angehörenden alE Streitfragen, die auch nur Angesichts der Bilder selbst entschieden werden könnten, jedesmal feste stand Stellung zu nehmen, gehört nicht zu den Aufgaben, welche dieser Aussatz sich gestellt hat.