Heft 
(1891) 67
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Deutsche Rundschau.

Selbst Luca Signorelli, der große Cortonese, welcher, ein Vorläufer Michelangelos sonst an der Wiederentdeckung der Welt des Nackten einen größeren Antheil hatte als an der Neugestaltung individueller Gesichtszüge, hat sich doch nich! enthalten können, sich in seinen gewaltigen Weltgerichtsfresken im Dom zu Orvich Wenigstens einmal, an der Seite seines Vorgängers Fiesole, darzustellen. Beid- stehen links vorn, abseits der Handlung, auf dem Bilde desAntichrist".

Noch öfter als sich selbst, haben die italienischen Meister des 15. Jahr Hunderts die Stifter von Kirchenbildern auf diesen mit dargestellt. AM oder mit ihren Angehörigen knieen sie zu Füßen der Heiligen. Den Anfang mach auch hier gleich wieder Masaccio mit seinem Fresco der heil. Dreieinigkeit y Sa. Maria novella zu Florenz. Die vorn in strenger Seitenansicht knieenden etwa fünfzigjährigen Stifter, der betende Gatte in rother Mütze und rothev Mantel zur Linken, die Gattin in schwarzer Haube und blauem Obergewand- zur Rechten, sind in der Klarheit und Bestimmtheit ihrer Zeichnung, in dei i Leichtigkeit und Flüssigkeit ihrer Malweife, selbst in der Frische und Unbefangen ! heit ihres Ausdrucks weitaus der anziehendste Theil des Bildes. Daß derartige ! Gestalten während des ganzen 15. Jahrhunderts in Florenz so ziemlich da- 1 gleiche Gepräge behielten, zeigen dann die 1485 von Domenico Ghirlandajo gc l malten knieenden Bildnisse des Francesco Sassetti und seiner Gemahlin Nera zi j beiden Seiten des Altars innerhalb seiner berühmten Freskenfolge der Cappelll l Sassetti in der Kirche S. Trinita. Auch diese Bildnisse gehören wegen da k großen schlichten Ruhe ihrer Haltung und der scharfen Erfassung der Hauptzüg k der Gesichter zu den besten derartigen Leistungen der slorentinischen Kunst de- t 15. Jahrhunderts. Aber auch sie zeigen in der Starrheit ihrer Auffassung un> 6 der Ausdruckslosigkeit der Mienen die Grenzen, welche den Porträtdarstellungei L dieser Zeit noch gezogen waren. 5

In der umbrischen Schule zeichneten Raphael's Vater Giovanni Sani ^ Niccolo Alunno und Pintoricchio sich durch ihre Stifterbildnisse aus. Besonder ^ lebendig sind von der Hand des Letzteren die beiden Darstellungen des Rector ^ des Domes zu Siena, des Alberto Aringhieri, zu beiden Seiten des Eingänge ^ der runden Taufcapelle dieser Kirche. Links ist er als Johanniterjüngling vo ^ weiter Landschaft, rechts als bärtiger Mann in bürgerlicher Kleidung, hier toi ^ dort knieend, dargestellt. Piero della Francesca malte um 1451 in der KM ^ S. Francesco zu Rimini den grausamen, aber kunstsinnigen Tyrannen und Soli ^ sichrer Sigismondo Pandolfo Malatesta knieend mit zwei Hunden zu Füße ^ seines Schutzheiligen, des heil. Sigismund von Burgund. Giovanni Belli« ^ schuf 1488 das köstliche Votivbild des Dogen Agostino Barbarigo in der KM ^ S. Pietro Martire auf der Insel Murano. Zu Füßen der unter purpurne« ^ Baldachin thronenden Jungfrau kniet der in Gold und Hermelin gekleidete B ^ Herrscher Venedigs. Der heil. Marcus empfiehlt ihn dem ihn segnenden Jesu- knaben. Die großartige, lebendige Auffassung des Bildnisses trägt viel zu de« ^ Eindruck hoher Vollendung bei, den dieses Prachtwerk macht. And« Mantegna verfertigte 1496 das im Louvre zu Paris erhaltene Votivbild dc o