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Deutsche Rundschau.
zu beiden Seiten der Bahre des Heiligen angeordnet sind, ragt besonders die hohe, kräftige Gestalt des Superintendenten Carlo Medici hervor. — Sandro Botticelli lieh auf seinem berühmten Bilde der heil, drei Könige in den Uffizm den Königen die Züge Cosimo's, Giuliano's und Giovanni's de' Medici. — Be- nozzo Gozzoli betheiligte sich in seinem „Thurmbau von Babel" und seiner „Anbetung der Könige" im Campo Santo zu Pisa, vor allen Dingen aber in seiner üppigen Darstellung des Zuges des Weisen aus dem Morgenlande in der Capelle des Palastes der Medici (Riccardi) aufs Lebhafteste an dieser Art, sein! Zeitgenossen unsterblich zu machen. — Ein Aeußerstes auf diesem Gebiete aber leistete Domenico Ghirlandajo. Schon seine Fresken in der Capelle Ves- pucci der Allerheiligenkirche und in der Capelle Sassetti der Dreifaltigkeit- kirche zu Florenz, sowie die „Bestattung der heil. Fina" in deren CapG zu S. Gimigniano stattete er aufs Reichste mit zeitgenössischen Bildnisse? aus. Besonders lehrreich und anziehend in dieser Beziehung aber sind sei« Fresken im Chor von Sa. Maria Novella. Der Raum war früher nn
Wandgemälden Orcagna's geschmückt, welche die Familie Ricci gestiftet hatte Da diese verdorben waren, sollten sie durch neue erseht werden. Die Famili Ricci besaß nicht mehr die Mittel, die Arbeit aussühren zu lassen, gab aber m ungern ihre Einwilligung dazu, daß Giovanni Tornabuoni es übernahm, d? Wände auf seine Kosten mit Gemälden Ghirlandaso's zu schmücken, und wo äußerst enttäuscht, als sich nach Vollendung der Fresken herausstellte, daß nm mehr nicht nur ihr Wappen von demjenigen der Tornabuoni und ihrer Bei wandten Tornaquinci überstrahlt wurde, sondern daß auch unter vielen andere Bildnissen, unter denen diejenigen der Ricci, fehlten, nicht weniger als einuni zwanzig Bildnisse der Tornabuoni und Tornaquinci, vom Meister mit alli ihm zu Gebote stehenden Wahrheit und Lebensfülle ausgestattet, von den Wändc herabblickten. An der Rückwand sah man Giovanni Tornabuoni selbst m seiner Gattin knieen. Von den eigentlichen biblischen Geschichtsbildern der Seite? wände waren diejenigen der unteren Reihe, welche der Meister eigenhänd vollendet hatte, am reichlichsten mit Bildnissen ausgestattet: am allerreichlichst die Darstellung der Erscheinung des Engels bei Zacharias. Alle die zahlreich Anwohner des Gottesdienstes zeigen hier die Züge und die Tracht zeitgenössisch Florentiner. Einige stehen auf der Schwelle des Altars, Andere auf dem Bodend Tempels; noch Andere, zum Theil nur als Halbsiguren sichtbar, steigen m die Stufen hinan; diese Letzteren sind rechts: Federigo Sassetti, Andrea Med? und Gianfrancesco Ridolfi, Theilhaber der Weltfirma des Bankhauses der Medi links Gelehrte, wie Cristoforo Landini, Angelo Poliziano und Marsilio Fim Was galt allen diesen Männern Zacharias? Was war ihnen Hekuba? E selbst waren ihre Welt. Sich selbst wollten sie dargestellt sehen. Ein mächttz Stück slorentinischer Zeit- und Sittengeschichte blickt uns daher aus Bilde dieser Art an.
Will man sich indessen überzeugen, daß diese Sitte nicht auf Florenz l schränkt blieb, so betrachte man daraufhin z. B. Piero della Francesca's FreÄ im Chor von S. Francesco zu Arezzo, Giovanni Santi's Darstellung des Hk ' Sebastian in der Kirche dieses Heiligen zu Urbino, Pintoricchio's Wandgerwl