Hundert Jahre italienischer Bildnißmalerei.
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rührt beiden Eigenschaften nie wieder entgegentritt; daß die italienische Bildniß-
ntegna Malerei dieser Zeit, als solche betrachtet, aber, trotz ihrer scharfen und lebendigen manisch Widerspiegelung der Charakterzüge der bedeutendsten Männer der Zeit, doch nur seinen auf einer Vorstufe der Vollendung stehen geblieben ist, die höchstens einige Bild- >n ihm nisse der bereits genannten Meister der Uebergangszeit, wie Bellini's und Francia's, liothek, Merschreiten.
nd dn Bekanntlich bilden die Grenzen des Jahrhunderts überhaupt nicht genau die iaphael Grenze der Entwicklungsstufen. Die Bahnbrecher des Neuen sind oft noch die X- be- Zeitgenossen Derer, die das Alte vollenden. Leonardo da Vinci, der mit Recht st noch von jeher als Begründer der Blüthezeit der Kunst des sechzehnten Jahrhunderts h herb, gefeiert worden, hat die meisten seiner maßgebenden Werke noch vor dem zeitlichen Kalter Anbruch desselben geschaffen. ^
Halter,
Daß die goldene Zeit der italienischen Kunst des sechzehnten Jahrhunderts ildniß' wirklich einen Fortschritt über das ganze eigentliche fünfzehnte hinaus bedeutet, nbilder ist eine Thatsache, an welcher auch die Geschmacksrichtung der noch immer nicht einer ausgestorbenen Praeraphaeliten nichts zu ändern vermag; und diese Thatsache t ihrer tritt uns in keinem anderen Kunstsach deutlicher und unwiderleglicher entgegen, ie mm als in der Bildnißmalerei. Die Brustbilder werden rasch zu Halbfiguren, die landen Halbfiguren zu Kniestücken, die Kniestücke zu ganzen Gestalten. Der Geschmack ich hier des Künstlers oder des Dargestellten bestimmt hinfort den Umfang und die Hal- in Be tung des Bildnisses. Die Persönlichkeiten werden immer innerlicher erfaßt und Trepp doch auch in ihrer äußeren Erscheinung immer wahrer und freier wiedergegeben, en un! Das für die äußere und innere Erscheinung Wesentliche wird immer klarer in den ls em Vordergrund gerückt, das Unwesentliche bei Seite geschoben. Mehr hat auch n ihrei Wohl Lessing nicht verlangen wollen, als er den angefochtenen Satz niederschrieb, 'angen das Porträt sei „das Ideal eines gewissen Menschen, nicht das eines Menschen stlicher überhaupt".
stellter Die Gabe, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu scheiden, ist, neben der ungen" vollkommenen Beherrschung der Darstellungsmittel, ein Hauptmerkzeichen der - italienischen Kunst der goldenen Zeit des sechzehnten Jahrhunderts. Aus den ildnis heiligen und weltlichen, christlichen und heidnischen Geschichtsbildern verschwinden n sieb daher auch allmälig die Bildnisse der Zeitgenossen, am frühesten diejenigen in der zleichei Zeittracht. Aber der Umschwung vollzieht sich in der That nur allmälig; die in de berschiedenen Meister folgen auch hierin ihrer verschiedenen Individualität, en Zr Raphael und Tizian stehen, wie sie überhaupt der Bildnißmalerei einen größeren wgM Th eil ihrer Kräfte gewidmet haben, auch in dieser Beziehung den Meistern des md di fünfzehnten Jahrhunderts noch näher als Michelangelo, Corregio und selbst etW ^onardo da Vinci.
en M Welche Rolle die Bildnisse noch in Raphael's Geschichtsbildern spielen, ist ier dk allgemein bekannt. Sein Eigenbild anzubringen, verschmähte er selbst in den vaticanischen Zimmern nicht. Wir erkennen ihn in einer Gestalt des „Parnaß", lfzehni bor allen Dingen aber rechts vorn an der Seite seines Vorgängers Soddoma seitiP ("icht Perugino's) auf der „Schule von Athen". Und wer würde sich, wenn von nigM Stifterbildnissen aus Altargemälden die Rede ist, nicht sofort des berühmten Bildes
Deutschs Rundschau. XVII, 7. 5