Heft 
(1891) 67
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Hundert Jahre italienischer Bildnißmalerei.

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na di Essenden Genius weiht. Als Sittenbild endlich tritt uns die unter dem Namen reiber Concert" bekannte Bildnißgruppe des Palazzo Pitti entgegen, welche in der

hinter H^gel Giorgione zugeschrieben, von neueren Kennern aber eher sür ein (übermaltes) 3m Jugendwerk Tizian's gehalten wird.

Wahr-- Raphael und Tizian sind natürlich nicht die einzigen Meister der goldenen eurige ^it, welche Bildnisse in Gemälden anderer Art angebracht haben. Ihre Selbst- ist nie Bildnisse haben noch zahlreiche Künstler dieses Zeitraums religiösen Werken ein- a ihM verleibt. Als ein Beispiel besonders umsangreicher Stisterdarstellung aber sei e dem Peudenone's großes Bild der Akademie zu Venedig genannt, in dessen eine be- ldnisse sondere Galerie bildendem Vordergründe sieben Angehörige der Familie Ottoboni, chael's Heils stehend, theils knieend, die gnadenreiche Jungfrau verehren. Daß auch die en im Sitte, größere Reihen verschiedener Zeitgenossen in Wandgemälden der Nachwelt ante's, ^ erhalten, nur allmälig erlosch, beweist z. B. Andrea del Sarto, welcher auf er den h^rn Schlußbilde seiner Folge aus dem Leben des heiligen Philipp im Serviten- lrbino hyfe zu Florenz und auf seinem Zuge der heiligen drei Könige ebendaselbst noch ng der xine Reihe köstlicher Bildnisse von großer Lebendigkeit, freier Haltung und flüssiger ssische» Behandlung anbrachte.

Forll

h zeit' Mer im sechzehnten Jahrhundert, welches gerade in Italien bestrebt war, w's X die Gattungen rein zu erhalten, aus einem Gusse zu schaffen und ungehörige diese- Zuthaten zu vermeiden, liegt der Schwerpunkt der Bildnißmalerei nicht mehr, wie im vorhergehenden Zeitraum, in den aus anderem Anlaß mitdargestellten, Salut sondern in den selbständigen, nur um ihrer selbst willen gemalten Bildnissen, wie z» Natürlich müßte die Entwicklung der Bildnißmalerei von der treuen, schlichten, zeitige» festen, unabsichtlichen Art, mit der sie im fünfzehnten Jahrhundert die un- lreiche» zähligen Charakterköpfe einer charaktervollen Zeit wiedergibt, zu der bewußteren, ner de> freieren, malerischen Auffassung, mit der sie in der reifsten Zeit ihren reicheren, rrpenei üppigeren, mannigfaltigeren Aufgaben gerecht wird, sich am deutlichsten in den in de Bildnissen desjenigen Meisters Widerspiegeln, in dem und durch den sich der Ueber- Dogs gang überhaupt am schöpferischsten vollzieht. Leider haben sich nicht viele Wild­ste, P niste Leonardo da Vinci's erhalten. Freilich, wenn wir noch heute das ihm von llie de; den Einen mit ebenso großer Bestimmtheit zugeschriebene, wie von den Anderen gen a» abgesprochene feine weibliche Profilbildniß der Ambrosiana in Mailand, in dem f inner man mit Unrecht Bianca Maria Sforza, die Gemahlin Kaiser Maximilians, zu an ade erkennen meinte, unbedingt für ein Werk seiner Hand hielten, hätten wir ein it zeit überaus sprechendes Beispiel dafür vor Augen, daß Leonardo's frühere Bildnisse f seine» noch ganz im Charakter derguten alten Zeit" gehalten gewesen seien. Da es wig- - jedoch nicht die Absicht dieses Aufsatzes ist, an Streitfragen dieser Art zu rühren, chm de so müssen wir uns die Thatsache genügen lassen, daß einige erhaltene Bildniß- er nst Zeichnungen des Meisters unzweifelhaft an der strengen Profilstellung und Auf- chese d! fassung des eigentlichen fünfzehnten Jahrhunderts festhalten. Wie er im ersten l junss Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts Bildnisse auffaßte und malte, aber zeigt am . Pick leuchtendsten Leonardo's unter dem NamenLa Joconde" berühmtes Bildniß im Sarnn Louvre zu Paris, welches die Mona Lisa, die Gattin des Franc, del Giocondo, z herai darstellt. Welche Freiheit und Eigenart der Auffassung bei aller Bildnißhaftig-

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