Hundert Jahre italienischer Bildnißmalerei.
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süßm, 1572 starb. Seine Bildnisse, die allbekannt sind, zeichnen sich durch eine große, oeiterei manchmal fast monumentale Auffassung bedeutender Charaktere, durch eine an-
Jahr sprechende Vornehmheit ihrer auf freierer Anordnung ruhenden Bildwirkung und
r Jahr gerade bis zur Mitte des Jahrhunderts auch noch durch eine warme Leuchtkraft des Gesammttones aus. Erst später wurden sie, dem Zuge der Zeit in Florenz eit uni folgend, härter, kälter und glatter.
größr Am längsten bewahrte die venezianische Bildnißmalerei ihre Höhe. Meister wara wie Fr. Torbido, der um die Mitte des Jahrhunderts gestorben zu sein scheint,
Reister wie Bern. Licinio da Pordenone, der sich, ebenfalls in der ersten Hälfte des Jahr-
lchichll Hunderts, durch Familiengruppenbilder auszeichnete und der allerdings erst 1578
rl, aii gestorbene ausgezeichnete Giov. Battista Moroni, dessen zuweilen sittenbildlich beim Be lebte lebensgroße Kniestücke ein Höchstes an schlichter Wahrheitsliebe der Auffassung,
)ers d> an freier Leichtigkeit der breiten, flüssigen Pinselführung leisten (Morelli sagt:
ch etw „Kein Porträtmaler der Welt hat es je verstanden, die Epidermis des menschlichen
and dii Gesichts getreuer und mit größerer Wahrheit auf die Leinwand festzubannen als
a; seii Moroni"), Meister, wie diese, sind hier nur die Vorläufer von Bildnißmalern,
l, unte wie Paolo Veronese, Tintoretto und Leandro Bassano, welche ihrer Lebenszeit it eine nach nicht mehr in den Kreis unserer Betrachtung gehören.
larmeg Freilich leuchten alle diese venezianischen Bildnißmaler nur im Widerschein ler Be des Lichtes von Tizian, auf dessen Schultern sie mittelbar oder unmittelbar stehen. )eutM Bei den Bildnissen Tiziaws, der gerade auch auf diesem Gebiete Bahnbrecher und Hraueil Vollender war, müssen wir daher noch einen Augenblick verweilen, ache gl i Tizian ist ein so vielseitiger, man möchte fast sagen, ein so allseitiger Künstler, lrbeite daß man ihn nicht vorzugsweise als Bildnißmaler hinstellen kann. Wohl s Bild aber würde man ihn, wenn sich auch nur seine Bildnisse erhalten hätten, immer Mich noch für einen der fruchtbarsten, geistesmächtigsten und größten Künstler der Welt a Vm halten. Die große Wahrheit und Freiheit in der Auffassung und Wiedergabe Pall der Dinge, wie sie, von gesunden Augen gesehen, ohne scharfe Umrisse, weich von lerder! Licht und Luft umflossen, im Raume stehen, kam gerade seinen Bildnissen am Morel Meisten zu Gute. In anderen Darstellungen konntm andere Künstler, religiösm, Loren) monumentalen oder sonstigen äußeren oder inneren Stilgesetzen folgend, andere, mspieb von den seinen abweichende Wege gehen. Für die Bildnißmalerei aber war seine oretto Art die Dinge zu sehen und wiederzugeben, der gegenüber selbst die freieste Art Leonardo's und Raphael's noch in leiser Härte und Gebundenheit befangen er- K Iah scheint, so sehr die natürliche, wahre und richtige, daß alle Bildnißmaler, die male nach ihm von seinen Wegen abgewichen sind, uns alterthümelnd und trocken er- inie al scheinen. Daß die Bildnißmalerei auf ihrer höchsten Stufe uns nicht nur den gestv> äußeren Schein und das innere Sein einer bestimmten Persönlichkeit, sondern mit cker m ih* Zugleich auch die ganze geistige Umgebung, die ganze Luft, welche sie athmet, men k vergegenwärtigen kann, zeigen keine Bildnisse deutlicher als diejenigen Tizian's, und mtorir voch deutlicher fast, als in den großen Gruppenbildnissen des Meisters, von denen ;n W „Paul III. mit zwei Cardinälen" im Museum von Neapel und „die Familie
m, M ^rnaro, das Abendmahl nehmend" in englischem Privatbesitze hervorgehoben t in dl ^im, spricht diese Ueberlegenheit sich in einer Reihe seiner Einzelbildnisse aus. lich ek Sie aufzuzählen, würde hier viel zu weit führen. Gemalt hat er mehrere hundert.