Die Bekehrung Constantin's des Großen.
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'fahren Md zu ihnen gesellte sich die ganze Aristokratie der Bildung und Literatur,
>ar. welche mit den Göttern des Homer und Vergil auch das Verständniß ihrer
' Welt Werke untergehen sah und durch den Haß der Christen gegen die Künste der
seiner Rhetorik sich den Boden unter den Füßen entzogen sühlte. Also diejenigen,
m sich welche durch hohe Geburt und alten Grundbesitz in den meisten Städten des
rd die Reiches den beherrschenden Einfluß besaßen, ferner diejenigen, welche durch
hnung Schriften und Deklamationen die öffentliche Meinung machten, endlich und
üldert, hauptsächlich diejenigen^ welche Kaiser erheben und stürzen und jeden Augenblick
Staat, das Unheil des Bürgerkrieges über das Land herausbeschwören konnten, waren,
seiner obgleich einzelne christliche Elemente sich auch in diese Kreise gemischt hatten, doch
befahl, ihrer großen und compacten Masse nach Heiden. Diesen stand auf Seite der
Schoren Christen nur ein Theil des städtischen Pöbels und des Mittelstandes gegenüber,
fehlte, welche heute freilich eine große Macht repräsentiren, damals aber politisch fast
iemals gar nichts bedeuteten. Unter diesen Umständen könnte man den Uebertritt
versuch Constantin's sogar für ein höchst gefährliches Unternehmen halten, doch wäre
rmord diese Auffassung allerdings trügerisch.
lg der Adel und Literatur hatten im Christenthum freilich längst ihren Feind
gleich- erkannt; sie werden es mit Groll und Verachtung gesehen haben, daß der
den so Kaiser die Religion des ungebildeten Pöbels zu der seinigen machte. Doch über
8efahr ihre Mißstimmung konnte der despotische Herrscher lachen, so lange ihm seine
Kaiser Soldaten treu waren. Der naive Barbar aber betrachtete Christus und seinen
rndten hohen Vater gewiß einfach als zwei neue Götter. In dem ungeheuren Pantheon
des Heidenthums, das aus allen Nationen Bestandtheile in sich ausgenommen tarnen, hatte und sich immer durch neue Göttermassen vermehren konnte und vermehrte,
Kreise fanden sie neben dem germanischen Wodan und dem römischen Jupiter, dem
unge- persischen Mithras und der ägyptischen Isis ganz gut ihren Platz. War ihr
tte die opferloser Kultus etwas fremdartig, so that das nichts zur Sache; mußten doch
ichische Mithras und Isis dem Germanen nicht minder fremdartig erscheinen. Daß
mngen jene beiden neuen Götter allen älteren den Krieg erklärt hatten und sie mit
daher Stumpf und Stiel ausrotten wollten, das wußte oder verstand er nicht. Die
agegen unendliche Toleranz des Heidenthums, die freilich nicht auf einem tieferen Gottes-
! nicht bewußtsein, sondern nur auf der höchst mangelhaften Abgrenzung der antiken
Macht Religionen gegeneinander beruhte, schützte den andersgläubigen Kaiser vor seinen
onnen. Soldaten, so lange er auch ihnen Toleranz bewies. Wenn aber sein Uebertritt
amals ihn in Folge dessen mit keiner ernsten Gefahr bedrohte, irgend einen politischen
tantin Gewinn konnte er ihm noch weniger bringen.
? viele Aber dieses gilt nur für die damalige Zeit. Vielleicht ahnte der große
a dem .Herrscher, welche Bedeutung zukünftig die kirchliche Hierarchie auch für den Staat
ähum. gewinnen sollte, und suchte sie sich dienstbar zu machen, um diese Macht zum
Italien Werkzeug, wenn nicht für sich selbst, so doch für seine Nachfolger zu benutzen,
allhin Dies ist jetzt die herrschende Ansicht; aber so hoch ich Constantin's Fähigkeiten
'ligion auch schätze, scheint sie mir doch ihm etwas gar zu viel vorschauendes Ahnungs-
hümer vermögen zuzuschreiben. Denn in der verfolgten Kirche von damals die herrschende
; von ^ Zukunft zu erkennen, war wahrlich nicht leicht. Wenn freilich Constantin
andes- solche Pläne hegte, so war der Zeitpunkt für ihre Verwirklichung sehr gut