Issue 
(1891) 67
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Deutsche Rundschau.

spruch oder vielleicht als Milderung hinzu:wenngleich ohne eignes Dazuthun jeglicher Macht, jeden Ansehens entkleidet."

Sehr belastend für Stanley ist, was Casati weiter über denselben schreibt, nachdem er von Aruwimi wieder am See erscheint:Der Anführer der Expe­dition, voreingenommen von der traurigen Lage, in welche sein Zug gerathen war, sowohl hinsichtlich der Leute als der Vorräthe, vergaß des ersten Satzes, der urbl st ordi feierlich proklamirt worden war, der Befreiung Emin's, und erklärte es für unmöglich, dieselbe auszuführen; er sandte ein, an eine beschränkte Zeit gebundenes, in der Form wenig höfliches Ultimatum ab und spielte mit Emin's trauriger Lage, versichert, daß dieser zu ihm kommen werde, sowie zwischen so viel Schicksalsschlägen hindurch ein Strahl des Glückes lächeln würde. Er­rief Jephson und überließ Emin sich selbst, da er nichts für seine Rettung wagen wollte oder konnte." Späterhin klagt er ihn gradezu an, durch seinen über­hasteten Zug zur Küste die Aegypter. welche der Expedition Boten nachsandten, um ihr Eintreffen abzuwarten, dem Verderben preisgegeben zu haben; die Frist, welche er stellte, um die Vorbereitungen zum Abmarsche zu treffen, ist nach Casati's Aussage viel zu kurz gewesen.

Den Verlauf des Rückmarsches schildert Casati übereinstimmend mit Stanley; hinsichtlich der eingeschlagenen Route vom Albertsee zum Victoriasee äußert er:Stanley, der einst die zweimalhunderttausend Kämpfer zwischen den Schluchten von Nkole fürchtete, wählte, ohne die geringsten Erörterungen, diesmal grade jenen Weg." Ein Umstand, auf den ich schon früher hinge­wiesen habe.

Ich möchte mit ganz besonderem Nachdrucke noch aus eine von Casati erwähnte Thatsache Hinweisen und muß eine Stelle aus Stanley's letztem Werke:Im dunkelsten Afrika" II. 376 citiren. Dort erzählt er, wie er zur Sühne für begangene Gewaltthaten einen Sudanesen Fathel Mulla den Ein- gebornen überließ. Fathel Mulla hatte einen Eingebornen erschossen und mehrere andere verwundet, nachdem er selbst den Streit provocirt und allerdings im Unrechte war.Gut, nehmt ihn denn hin; er gehört nicht mehr zu mir und hat kein Recht mehr, in meinem Lager zu sein. Sie marschirten mit ihm fort, und wir haben nie erfahren, was aus ihm geworden ist." So sagt Stanley. Casati, der ebenfalls Zeuge des Vorfalles war, weiß aber sehr Wohl, was mit dem Unglücklichen geschah:Noch war das Volk (mit dem armen Opfer) nicht weit vom Lager entfernt, als bereits drei Pfeile dem Verurtheilten in den Rücken flogen. Am selben Abend noch ging das Gerücht im Lager, daß Fathel Mulla aus den Wunsch der gegen ihn erbitterten Weiber mit einem Male die sämmtlichen Zähne herausgeschlagen wurden. Die Eingebornen hatten ihn zum Tode verurtheilt, dieser aber sollte unter langen und schrecklichen Qualen erfolgen. Die Strafe der Wiedervergeltung, wie sie in der Ueberlieferung der Wilden gilt, war durch die Autorität der Weißen bestätigt und geheiligt worden. Man murrte im Lager über das strenge Urtheil ganz gewaltig ..."

Es unterliegt sonach gar keinem Zweifel, daß Stanley genau über das Schicksal des Armen unterrichtet war. Im Angesichte dieser empörenden, von ihm begangenen Rohheit, wagt es Stanley seine Anklagen gegen Jameson zu