Heft 
(1891) 67
Seite
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Familiennotiz über I. M. R. Lenz.

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erzählen und sich dankbar der Ahnen zu erinnern, von denen ihre Jugend beschützt worden war. Von demOnkel Jacob" war dabei nie die Rede, und wenn man nach ihm fragte, erhielt man keine oder ungenügende Antwort. Er war das Sorgen­kind, dieerux" des ehrwürdigen Alten gewesen, der den Stolz des von ihm be­gründeten Geschlechts bildete, den man als den wahren und eigentlichenberühmten Lenz" ansah. DieAlten" hatten des unglücklichen Bruders nur selten und, wie gesagt, nicht gern Erwähnung gethan, ihre Kinder nach ihm kaum zu fragen gewagt und schließlich dem Beispiel ihrer Vorfahren nachgeahmt. Davon wird um so nach­drücklicher Act zu nehmen sein, als die kirchlichen Traditionen des Großvaters von diesen Enkeln aufgegeben waren, die vielmehr an Kunst, Literatur und Theater den wärmsten Antheil nahmen und in ihren Reihen einen Angehörigen zählten, der seinem Vater, dem Regierungsrath, ungleich weniger ähnlich sah als dem Onkel Jacob den als Schauspieler, Schauspieldichter, nahen Freund Jffland's und Schwager Fleck's seiner Zeit ehrenvoll bekannt gewordenen Charakterdarsteller Johann Reinhold von Lenz, genannt Kühne. Kindern des achtzehnten Jahrhunderts bedeutete, auch wenn sie ihre eigenen Wege gegangen waren, die Familientradition eine Macht, an welcher unter keinen Umständen gerüttelt wurde.